Trumps infamer Hauptstadt-Putsch

Donald Trump mit wütendem Gesichtsausdruck
Wenn ein erfundener Notstand die Kulisse für eine autoritäre Macht-Probe ist.
Dirk Hautkapp

Dirk Hautkapp

Das gesetzlose Höllenloch, das Donald Trump aus Amerikas Hauptstadt macht, existiert nur in seinem zynischen Kalkül. Um von seinem Versagen an breiter Front - Zölle, Inflation, Konflikte von Gaza bis Ukraine, miserable Umfragewerte, Epstein-Affäre - abzulenken, setzt der ruchloseste Präsident, den die USA je hatten, auf fragwürdige PR-Erfolge und inszeniert sich ungefragt als starker Mann. 

Die erfundene Krise der Gewaltkriminalität, die Trump dem „District of Columbia” andichtet und daraus für sich einen Handlungsauftrag ableitet, ist aber nicht nur der Ausdruck von Hilflosigkeit. Trump übt nach Los Angeles ein zweites Mal, ob ihm Politik, Gerichte und öffentliche Meinung es ihm durchgehen lassen, wenn er einen fadenscheinigen Ausnahmezustand ausruft, um eine lupenrein autokratische Machtdemonstration zu exekutieren.

Trump tut dies in Washington, weil er es kann. Weil die Bundeshauptstadt gesetzlich-strukturell einem übergriffigen Präsidenten, der ein Exempel statuieren will, fast hilflos ausgeliefert ist. Besonders traurig: Am stärksten werden diejenigen darunter leiden, die ohnehin schon schutzbedürftig sind, die auf der Straße leben und denen ihr Präsident jetzt erklärt hat, dass sie sich zum Teufel scheren sollen.

Aber Trumps Militarisierung der Stadt, seine Okkupation der tüchtigen und seit Jahren unterbesetzten lokalen Polizei und seine infame Lüge über die grassierende Kriminalität werden scheitern. Wie in Los Angeles wird er beizeiten die Nationalgardisten, deren Moral er dort sträflich zermürbt hat, wieder abziehen. Trump vermittelt permanent das Gefühl der Unsicherheit. Die Einwohner Washingtons, denen der Status eines Bundesstaates widersinnigerweise verwehrt bleibt, werden sich dem nicht beugen.

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