USA

Trumps negativer Einfluss auf Kinder

In vielen US-Schulen übernehmen Kinder die Rhetorik des Präsidentschaftskandidaten und drohen Migranten mit Deportation.

"Du wirst deportiert", "Du wurdest nicht hier geboren" und "Du bist in einem Taco Bell [Tex-Mex-Fastfood in den USA, Anm.] geboren".

Donald Trump ist bekannt für seine populistische und teils menschenverachtende Rhetorik. Nur dieses Mal kommen die Worte nicht aus dem Mund des Immobilen-Tycoons - zumindest nicht direkt.

An der Rosa-Parks-Volksschule in Berkeley, Kalifornien, haben einige Schüler Gefallen an der Trump'schen Rhetorik gefunden und gegen Kinder anderer Religion oder Nationalität verwendet. "Sie wissen nicht genau, was sie sagen, aber sie wissen, es ist eine machtvolle Sprache", sagt Lehrerin Tracey Iglehart zum britischen Guardian. Überall würden die Kinder die Worte Trumps benutzen, sei es in den Pausen, im Unterricht oder während sie auf ihre Eltern vor der Schule warten. "Berkeley ist kein Ort für Trump-Sympathisanten. Das ist kein Trump-Land", erklärt Iglehart, die jedoch nicht die einzige ist, die mit damit konfrontiert wird.

"Schlechtes Benehmen ist normal geworden"

Bei einer Online-Befragung gaben rund 2000 Lehrer an, dass die Polit-Rhetorik des Republikaners in Schulen eindringt und Kinder dazu ermutigt, Mitschüler rassistisch zu beleidigen. "Wir haben die Ergebnisse kartografiert und festgestellt: es war überall so", sagt Maureen Costello, Autorin der Southern Poverty Law Center-Studie (SPLC). Schüler von marginalisierten Gruppen, wie Muslime und Mexikaner, würden sich fürchten, erzählen Lehrer, die an der Umfrage teilgenommen haben. "Schlechtes Benehmen ist normal geworden, alle denken, es sei ok."

Mehr als zwei Drittel der Lehrer berichten, dass Schüler - speziell jene mit Migrationshintergrund und Muslime - besorgt seien, weil sie nicht wissen, was nach der Wahl im November mit ihnen und ihrer Familie passieren wird. Die anti-muslimische Stimmung an Schulen sei gestiegen, Menschen mit Migrationshintergrund würden vermehrt beschimpft.

Donald Trump spricht vor einer Menschenmenge vor dem Lincoln Memorial.
Republican U.S. presidential candidate Donald Trump addresses the Rolling Thunder motorcycle rally to highlight POW-MIA issues on Memorial Day weekend in Washington, U.S. May 29, 2016. REUTERS/Jonathan Ernst

Vermehrt rassistische Vorfälle an US-Schulen

Die Umfrage, die von März bis April durchgeführt wurde, ist zwar nicht wissenschaftlich, sagte Studienleiterin Costello, nichtsdestotrotz seien die Informationen und Beispiele äußerst hilfreich. So erzählt eine Lehrerin einer Schule in North Carolina, dass Schüler lateinamerikanischer Herkunft Geburtsurkunden bei sich trügen, weil sie Angst vor einer Deportation hätten. In einem Kindergarten in Tennessee wurde ein Kind damit bedroht, hinter der "Mauer", die Trump bauen wird, festgehalten zu werden.

In den vergangenen Wochen haben solche Vorfälle in US-amerikanischen Schulen zugenommen. Eine Mutter aus Virginia postete auf Facebook, dass ihr Sohn wegen seiner Hautfarbe von zwei Mitschülern darauf hingewiesen wurde, dass er in "seine Heimat" zurück muss. Ähnlich erging es einem 8-jährigen Mädchen, das bereits seine Sachen gepackt hat, weil Trump Muslime aus den USA vertreiben werde.

Für 12-Jährige ist Trump ein Idol

Während eines Fußballspiels zwischen den Schulen Beloit Memorial und Elkhorn in Wisconsin haben Mädchen zu schwarzen Schülern "Donald Trump, bau' diese Mauer" gerufen, berichtet die Daily News. Dasselbe Szenario war auch an der Andrean High School im Februar zu sehen. Laut CNN haben Schüler "no comprende" und "speak English" skandiert, als Latinos die Halle betraten.

Für 12-jährige Buben sei Trump der perfekte Kandidat, heißt es in der SPLC-Umfrage. Autorin Costello sagt, dass sie den Lärm, den Trump mit seiner Rhetorik macht, lieben. Trump sei ein neues Highlight, eine Berühmtheit.

Ein Graffiti von Donald Trump mit einer Zigarette im Mund, vor dem ein schwarzer Hund läuft.
A dog passes by a graffiti of Republican presidential candidate Donald Trump in Barcelona on June 7, 2016. / AFP PHOTO / JOSEP LAGO

Berkeley gegen Trumpismus

"Trumpismus ist nur die Spitze des Eisbergs", sagt Phillip Carter, Soziologe und Linguist an der Florida International University, zum Guardian. Aussagen wie "Bau' die Mauer" oder "Das sind die USA, sprich Englisch" würden vor allem Kinder mit lateinamerikanischen Background schädigen. Mit dieser Sprechweise impliziere man, dass diese Kinder eine giftige Identität hätten und infolgedessen deportiert werden müssten.

An der Rosa-Parks-Volksschule, die nach der schwarzen Bürgerrechtlerin benannt ist, sehen die meisten Lehrer Trump kritisch. "Seine Aussagen haben einen negativen Einfluss auf unser Schulklima“, sagt Tracey Iglehart, die mit ihren Kollegen ein "teach in" für mehr Toleranz für alle Menschen abgehalten hat. "Wir alle gehören zu Berkeley" stand auf den Plakaten - auf Englisch, Spanisch und Arabisch.

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