US-Wahl 2024: Junge Polit-Stars drängen Trump und Biden in den Hintergrund
Der 76-jährige Ex-Präsident tritt wieder an, der 80-jährige Amtsinhaber zögert noch - doch die Präsidentenwahl 2024 könnten ohnehin andere, viel jüngere Kandidaten unter sich ausmachen.
Wenn Hakeem Jeffries im Jänner gewählt wird, schreibt er Geschichte – als erster Afroamerikaner, der im Kongress eine Partei anführt. Und das mit 52 Jahren.
Der demokratische Abgeordnete aus New York profitiert vom Realitätssinn seiner Vorgängerin. Nancy Pelosi, die mächtigste und gewiefteste Sprecherin des Repräsentantenhaus der vergangenen 20 Jahre, hat aus dem Machtverlust der Demokraten bei den Midterm Elections die Konsequenzen gezogen.
Mit 82 Jahren macht die Gegenspielerin (oder Sekundantin) von vier Präsidenten (Bush, Obama, Trump und Biden) zum Jahresende den Weg frei für die nächste Generation.
Innerparteiliche Fehde
Der historische Personalwechsel hat in diesen Tagen besondere Symbolkraft. Zeigt er doch, dass die Jüngeren nach vorne drängen, egal, was die Alten machen.
Die Alten, das sind Joe Biden und Donald Trump, der als erster Republikaner seine Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl 2024 verkündet hat. Er ist 76. Von Amtsinhaber Biden wird im ersten Quartal 2023 erwartet, dass er sich für eine zweite Amtszeit bewirbt. Er wird heute, Sonntag, 80.
Während auf demokratischer Seite noch kein Mitbewerber den Kopf herausgestreckt hat, zeichnet sich bei der „Grand Old Party“ ab, dass mit Floridas Gouverneur Ron DeSantis ein vor Energie strotzender Mann die innerparteiliche Fehde mit Trump aufnehmen wird. Er ist 44.
„Gut so“, sagen Demokraten in Washington hinter vorgehaltener Hand, „das wird hoffentlich auch in unseren Reihen Jüngere ermutigen.“
Gerontokratie
Obwohl die USA innerhalb der OECD das Land mit der jüngsten Bevölkerung stellen und das Renteneintrittsalter bei 66 liegt, führen im Kongress wie im Weißen Haus beständig Leute Regie, die weit über 70 oder 80 Jahre alt sind.
Mitch McConnell, der alte und neue Anführer der Republikaner im Senat, wird bald 81. Bernie Sanders, Senator und latenter Dauer-Präsidentschaftskandidat der Demokraten, ist es bereits.
Umfragen bilden seit Langem verlässlich ab, dass die Amerikaner mit der Gerontokratie an der Spitze des Staates Probleme haben. Zwei von drei demokratischen Wählern wünschen sich 2024 eine Alternative zu Biden. Bei Wählern unter 30 sind es sogar 94 Prozent. „Sorry, aber Joe Biden weiß rein gar nichts von meiner Lebenswirklichkeit“, heißt es immer öfter.
Zweiter Kennedy
Das Sehnen nach einem zweiten John F. Kennedy (er war 43 bei Amtsantritt) oder Barack Obama (er war 47) stellt dabei keine Geringschätzung Bidens dar. Man honoriert sehr wohl, dass der Präsident immer noch 14-Stunden-Arbeitstage schafft und Amerika mit Augenmaß durch globale Krisen führt.
Und man sieht darüber hinweg, dass die Schlagzahl seiner Aussetzer, bei denen Namen, Orte und ganze Länder verwechselt werden, steigt.
Dennoch bildet sich die Überzeugung heraus, dass der Job im Weißen Haus die Kraft eines über 80-Jährigen übersteigt. „Es ist nicht der Tod, der beunruhigen muss. Es sind die schwindenden Fähigkeiten“, sagt dazu Ex-Arbeitsminister Robert Reich. Mit 76 weiß er, wovon er redet.
Das gilt auch für David Gergen. Der 80-jährige frühere Berater von Richard Nixon oder Bill Clinton meint, Biden wie Trump sollten 2024 Jüngeren den Vortritt lassen. Sein Argument: „Was, wenn wir mit China in eine kriegerische Auseinandersetzung über Taiwan geraten. Wollen wir wirklich jemanden in seinen 80ern, der entscheidet, was zu tun ist?“
Da klingt unterschwellig mit: Trump und Biden, geht aus freien Stücken. Sonst werdet ihr gegangen.
Bei den Demokraten sind es Verkehrsminister Pete Buttigieg (40) und die Gouverneurin von Michigan, Gretchen Whitmer (51)
Neben Ron DeSantis, der in einigen Umfragen Trump bereits übertroffen hat, erfüllt mit Nikki Haley auch eine Frau das Kriterium „Verjüngung“. Die frühere US-Botschafterin bei der UNO verkörpert als Tochter indischer Einwanderer den amerikanischen Traum. Sie ist 50.
Modernes Amerika
Bei den Demokraten herrscht mit Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom (55) und der Gouverneurin von Michigan, Gretchen Whitmer (51), noch mehr Auswahl bei potenziellen Führungskräften.
Nicht zu vergessen Verkehrsminister Pete Buttigieg, der in puncto Frische am ehesten als Äquivalent zu Ron DeSantis in Betracht kommt. Er ist pragmatisch, mittig und steht als schwuler Vater zweier Kinder für das moderne Amerika.
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