UNO prangert schwere Verbrechen in Mariupol an

SWITZERLAND-UN-RIGHTS-DIPLOMACY
UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet: "Gräuel" der Belagerung hinterlassen "unauslöschliche Spuren".

UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet hat schwere Menschenrechtsverstöße bei der Belagerung der ukrainischen Hafenstadt Mariupol durch russische Truppen angeprangert. "Die Gräuel, die der Zivilbevölkerung zugefügt wurden, werden unauslöschliche Spuren hinterlassen, auch bei künftigen Generationen", sagte Bachelet am Donnerstag in Genf.

Der Menschenrechtskommissarin zufolge wurden bisher 1.348 zivile Todesopfer in der Stadt bestätigt, darunter 70 Kinder. "Diese Todesfälle wurden durch Luftangriffe, Panzer- und Artilleriebeschuss sowie Kleinwaffen und leichte Waffen während der Straßenkämpfe verursacht." Die tatsächliche Zahl der Todesopfer dürfte noch "um tausende höher sein", sagte Bachelet in einer Sitzung des UN-Menschenrechtsrats.

Zerstörung und Flucht

Nach UN-Angaben sind 90 Prozent der Wohngebäude in Mariupol beschädigt oder zerstört und 350.000 Menschen aus der Stadt geflohen. Das Ausmaß der Zerstörung und der Gewalt lasse auf "schwere Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht und grobe Verstöße gegen die internationalen Menschenrechtsnormen" schließen, sagte Bachelet. "Zwischen Februar und Ende April war Mariupol wahrscheinlich der tödlichste Ort in der Ukraine."

Die Hafenstadt war in den ersten Tagen nach Beginn des russischen Einmarsches in der Ukraine am 24. Februar umzingelt und dann wochenlang belagert und bombardiert worden. Russland erklärte schließlich im Mai, die Stadt eingenommen zu haben, nachdem sich die letzten ukrainischen Truppen, die sich in einem Stahlwerk verschanzt hatten, ergeben hatten.

Angriffe etwa auf eine Entbindungsstation und auf ein Theater, in dem hunderte Zivilisten Schutz gesucht hatten, hatten international für Empörung und gegen Russland erhobene Vorwürfe von Kriegsverbrechen gesorgt. Bachelet bezeichnete den Angriff auf das Theater als "eines der tödlichsten und symbolhaftesten Beispiele für das Leid von Zivilisten" in der südukrainischen Hafenstadt.

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