Blauhelme im Südsudan lassen systematisch Zivilisten im Stich

In einem am Dienstag veröffentlichten UNO-Bericht ist von einem "Mangel an Führungskraft, Einsatzbereitschaft und Abstimmung" die Rede.

Die UNO hat ihren Blauhelmen im afrikanischen Bürgerkriegsland Südsudan schweres Versagen beim Schutz von Zivilisten bescheinigt und den Kommandant der Truppe entlassen. Auf die Kämpfe in der Hauptstadt Juba im Juli habe die Blauhelmtruppe "chaotisch und ineffektiv" reagiert und Zivilisten trotz offenkundiger Menschenrechtsverletzungen im Stich gelassen.

In einem am Dienstag veröffentlichten UNO-Bericht ist von einem "Mangel an Führungskraft, Einsatzbereitschaft und Abstimmung" die Rede.

Ban will auf Missstände reagieren

UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon äußerte sich "tief erschüttert" über die Befunde und ordnete die sofortige Entlassung des Kommandanten der Unmiss-Mission an. Der kenianische General Johnson Mogoa Kimani Ondieki hatte erst im Mai die Führung der Truppe übernommen. Bans Sprecher kündigte weitere Maßnahmen an, um auf die Missstände zu reagieren.

Ban Ki-moon spricht bei einer Veranstaltung am Rednerpult.
(FILES) This file photo taken on October 13, 2016 shows UN Secretary General Ban Ki-moon speaks during the ceremony for the appointment of the Secretary-General during the 70th session of the General Assembly at the United Nations in New York. Ban on November 1, 2016 sacked the commander of the peacekeeping force in South Sudan following a damning report showing that the blue helmets failed to protect civilians during a recent outbreak of violence in Juba. / AFP PHOTO / DON EMMERT

Die Untersuchungskommission zeichnet in ihrem Bericht das Bild einer Blauhelmtruppe, die offenbar systematisch ihre Pflichten verletzte und Risiken beim Schutz von Zivilisten scheute. Die Soldaten hätten auch dann nicht eingegriffen, als sie zu Augenzeugen schwerer Gewalttaten an Zivilisten geworden seien.

Blauhelme griffen bei Angriffen nicht ein

Bei der UNO-Untersuchung ging es in erster Linie um einen Angriff südsudanesischer Soldaten am 11. Juli auf ein Hotel in der Hauptstadt Juba, in dem Mitarbeiter internationaler Organisationen untergebracht waren. Bei diesem Angriff "wurden Zivilisten zum Opfer oder zu Augenzeugen schwerer Menschenrechtsverletzungen wie Mord, Einschüchterung, sexueller Gewalt und Taten, die auf Folter hinausliefen", heißt es in dem Bericht.

Die Blauhelme griffen nicht ein, obwohl das Hotel nur 1,2 Kilometer von ihrem Stützpunkt entfernt liegt und sie zur Hilfe gerufen worden seien. Die Soldaten aus China, Indien, Nepal und Äthiopien hätten "die Anfragen zurückgewiesen und mitgeteilt, sie sind bereits voll im Einsatz".

Nach Angaben der Organisation Human Rights Watch wurde bei dem Überfall auf das Hotel ein Journalist getötet, zudem seien mehrere Ausländerinnen vergewaltigt worden.

"Trotz der Schreie der Frau haben sie nicht eingegriffen."

Der UNO-Bericht führt einen weiteren Fall an, als am 2. September eine Frau am Eingang zum Gelände der Blauhelm-Mission "in Sichtweite" der Soldaten vergewaltigt worden sei. "Trotz der Schreie der Frau haben sie nicht eingegriffen", heißt es in dem Befund. Die UNO-Soldaten hätten generell ein "risikoscheuendes Verhalten an den Tag gelegt, das nicht geeignet war, Zivilisten vor sexueller Gewalt zu schützen".

Von 4.000 auf 16.000 Blauhelme aufgestockt

Zudem hätten sich Unmiss-Soldaten geweigert, in Juba zu Fuß auf Patrouille zu gehen. Stattdessen hätten sie die Lage "aus den winzigen Fenstern gepanzerter Truppenfahrzeuge observiert", heißt es in dem Bericht. "Dieser Ansatz ist schlecht geeignet, um Verantwortliche von sexueller Gewalt ausfindig zu machen und der Bevölkerung ein Gefühl der Sicherheit zu geben."

Die Blauhelmsoldaten sollen in dem Bürgerkriegsland für ein Ende der im Juli wieder aufgeflammten Kämpfe zwischen den Truppen von Präsident Salva Kiir und dem Rebellenführer Riek Machar sorgen. Die UNO-Mission war kürzlich um 4.000 Soldaten auf nun 16.000 Blauhelme aufgestockt worden. An Unmiss sind derzeit auch 15 Bundeswehrsoldaten aus Deutschland beteiligt.

Kommentare