Weltweite Flüchtlingszahlen noch nie so stark gestiegen

Laut UNHCR waren im Vorjahr 68,5 Millionen auf der Flucht. 85 Prozent der Flüchtlinge werden in Entwicklungsländern aufgenommen.

In Zahlen: Flüchtlinge

Das UNO-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR hat im Vorjahr einen Rekordanstieg bei den Flüchtlingszahlen verbucht. Innerhalb eines Jahres sei die Zahl der Flüchtlinge um 2,9 Millionen auf 25,4 Millionen gestiegen, heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten Weltflüchtlingsbericht. Dies sei der bisher größte Anstieg innerhalb eines Jahres.

Der alljährlich zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni veröffentlichte "Global Trends"-Bericht kritisiert auch die Instrumentalisierung von Flüchtlingen für politische Zwecke, den Aufbau von Feindbildern sowie Länder, die sogar die Verwendung des Wortes "Flüchtling" ablehnen.

Zwei Drittel aus nur fünf Ländern, Resettlement ging zurück

  • Insgesamt waren demnach 68,5 Millionen Menschen auf der Flucht gewesen. Diese Gesamtzahl umfasst neben Flüchtlingen und Asylwerbern auch Binnenvertriebene, deren Zahl im Vorjahr leicht von 40,3 auf 40 Millionen gesunken ist.
  • Die Zahl der Asylsuchenden stieg dagegen um 300.000 auf 3,1 Millionen Menschen an.
  • In Österreich sank die Zahl der Asylsuchenden von 39.905 Erstanträgen (2016) auf 22.177 (2017). Nach Angaben der EASO (European Asylum Support Office) gab es 2016 42.255 Anträge insgesamt, 2017 waren es 24.715.
  • Weil 5,4 Millionen palästinensische Flüchtlinge von der UNO-Organisation UNRWA betreut werden, fallen 19,9 Millionen Flüchtlinge unter UNHCR-Mandat.
Weltweite Flüchtlingszahlen noch nie so stark gestiegen
  • Die Zahl der Flüchtlinge in Europa ist im Vorjahr um 18 Prozent auf 6,11 Millionen gestiegen, wovon aber mehr als die Hälfte (3,48 Millionen) auf die Türkei entfielen.
  • Der prozentuell größte Anstieg wurde in Ostafrika mit 31 Prozent (auf 4,31 Millionen) verbucht, Flüchtlingszahlen in Westafrika und Amerika gingen hingegen sogar - von niedrigem Niveau - leicht zurück.
  • Alle zwei Sekunden wird auf der Welt ein Mensch vertrieben, rechnet das UNHCR vor. Im Vorjahr seien das insgesamt 16,2 Millionen Menschen gewesen, viele davon wurden nicht das erste Mal in die Flucht getrieben.
  • Zurückkehren konnten 2017 nur fünf Millionen Menschen, wobei es sich in erster Linie um Binnenvertriebene gehandelt habe.
  • Zugleich beklagte das UNHCR, dass die Zahl der Flüchtlinge, die wegen des Resettlement Schutz in einem Drittland fanden, wegen des niedrigen Angebots an Plätzen in Aufnahmeländern um über 40 Prozent auf 100.000 Menschen gesunken sei.
  • Zwei Drittel der Flüchtlinge kamen im Vorjahr aus nur fünf Ländern: Syrien (6,3 Millionen), Afghanistan (2,6 Millionen), Südsudan (2,4 Millionen), Myanmar (1,2 Millionen) und Somalia (986.400).
  • Größtes Aufnahmeland war weiterhin die Türkei, die relativ größte Flüchtlingspopulation hat der Libanon mit einem Sechstel der Gesamtbevölkerung (knapp eine Million Menschen).
  • Laut UNHCR werden 85 Prozent der Flüchtlinge von Entwicklungsländern aufgenommen, "die häufig bettelarm sind und kaum Hilfe erhalten, um die Flüchtlinge zu unterstützen", sagt UNO-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi

Große Fluchtbewegungen über die Grenzen seien weniger verbreitet, zwei Drittel der geflüchteten Menschen seien Binnenvertriebene. Hauptursachen für Vertreibungen im Vorjahr seien der Krieg im Kongo und dem Südsudan sowie die Rohingya-Krise gewesen.

Weltweite Flüchtlingszahlen noch nie so stark gestiegen

Flüchtingslager in Bangladesh mit Rohingya-Flüchtlingen aus Myanmar

Grandi sieht trotzdem "Grund zur Hoffnung" und erkennt diesen im "Globalen Pakt für Flüchtlinge", den die UNO-Generalversammlung schon in wenigen Monaten beschließen solle. Jetzt schon würden 14 Länder in einer Pilotphase einen neuen Rahmenplan für Flüchtlinge umsetzen.

LINK: UNHCR-Bericht "Global Trends 2017" auf Englisch

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