Weidel zu Besuch bei Orbán: "Ungarn ist unser großes Vorbild"

Weidel zu Besuch bei Orbán: "Ungarn ist unser großes Vorbild"
Der ungarische Ministerpräsident nannte die AfD-Chefin die "Zukunft Deutschlands".

Zusammenfassung

  • AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel war am Mittwoch beim ungarischen Regierungschef Viktor Orbán in Budapest. 
  • Orbán steht wegen der Situation der Rechtsstaatlichkeit und der Pressefreiheit seit Jahren in der Kritik. 
  • Die beiden Politiker zeigten sich sehr angetan vom gemeinsamen Treffen und lobten einander ausgiebig. 

Alice Weidel, Kanzlerkandidatin der rechtspopulistischen deutschen AfD, hat bei ihrem Besuch in Budapest Ungarn in höchsten Tönen gelobt und als Vorbild bezeichnet. "Ungarn ist das Bollwerk gegen illegale Migration", sagte sie am Mittwoch bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Regierungschef Viktor Orbán. Ungarn sei für die AfD ein Symbol für Vernunft, Souveränität, Unabhängigkeit und Meinungsfreiheit.

Für den Fall einer AfD-Regierungsbeteiligung nach der Bundestagswahl am 23. Februar in Deutschland versprach Weidel: "Wir werden dem Pfad von Ungarn, unserem großen Vorbild, folgen." Deutschland sei "schwach" geworden, kritisierte die AfD-Co-Parteichefin. Sie kritisierte die deutsche Energie- und Migrationspolitik und bekräftigte die Position der AfD, die Kompetenzen der Europäischen Union zurückzubauen.

Orbán, der seit 2010 fast durchgehend mit Zwei-Drittel-Mehrheit regiert, steht wegen der Situation der Rechtsstaatlichkeit und der Pressefreiheit seit Jahren in der Kritik. Die Europäische Union hält deswegen einen Teil der Ungarn zustehenden EU-Gelder zurück.

Orbán: "Habe Zukunft Deutschlands getroffen"

Weidel und Orbán trafen sich an dessen Amtssitz im früheren Karmeliterkloster auf der Budapester Burg zu einem Gespräch. Am Vorabend gab es dem Vernehmen nach auch ein gemeinsames Abendessen. Der Auftritt bei der Pressekonferenz vor ungarischen und deutschen Fahnen wirkte wie ein Staatsbesuch. Orbán schrieb auf der Plattform X, er habe heute "die Zukunft Deutschlands" empfangen. "Es war eine Ehre, Sie in Budapest zu empfangen, Vorsitzende Alice Weidel!"

Die Initiative für das Treffen war von der AfD ausgegangen. Orbán hatte zuvor der "Neuen Zürcher Zeitung" gesagt, Weidel habe um dieses Treffen gebeten. Die AfD betont seit Jahren ihre Nähe zur rechtspopulistischen und EU-kritischen Politik des seit 2010 in Ungarn regierenden Orbán. Im vergangenen Jahr sagte Weidel, sie habe volle Bewunderung für Orbán, ebenso wie für FPÖ-Chef Herbert Kickl.

Die AfD ist bisher nicht in der von Orbán im vergangenen Sommer mitbegründeten rechten Europaparlaments-Fraktion "Patrioten für Europa" aufgenommen worden, der etwa auch die FPÖ oder der französische Rassemblement National angehören. Derzeit sitzt die deutsche Partei in der kleinen Rechtsaußen-Fraktion "Europa der Souveränen Nationen" (ESN).

Die zuletzt gestiegenen Umfragewerte der AfD könnten diese für Orbán jedoch interessant machen, zumal der Ungar seit Jahren daran arbeitet, die rechten und extrem rechten Kräften in Europa zu bündeln.

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