Ungarn schrumpft: Orban-Berater greifen nun gebildete Frauen an

Eine Lehrerin schreibt an der Tafel, im Vordergrund sitzen zwei Mädchen.
Ein Bericht von Orban-Beratern über "ökonomische Risiken" wegen "zu vieler" Uni-Absolventinnen schlägt Wellen.

"Ungarn hat ein neues Problem entdeckt", ätzt der italienische Corriere della Sera. Tatsächlich schlägt ein Bericht, erstellt vom "Büro für wirtschaftliche Revision" des ungarischen Parlaments, das als sehr Orban-nah gilt, international Wellen.

In dem Bericht wird beklagt, dass es den ungarischen Frauen zu sehr gefalle, zu studieren, dass ihre Abschlüsse zu viele und zu gut seien - und dass dies dem Land, der Wirtschaft und den Männern schade.

Der Bericht ist voriges Monat erschienen, aber seine Schlussfolgerungen sind erst kürzlich in der Tageszeitung Nepszava, versehen mit herber Kritik von Menschenrechtsexperten, publiziert worden.

Abwanderung aus Orban-Reich

Ungarn leidet unter Abwanderung und  Braindrain. Nicht zuletzt ist Österreich Zielland vieler Emigranten aus dem Orban-Reich. Bis 2050 könnte die ungarische Bevölkerung von derzeit 9,8 Millionen auf 8,3 Millionen sinken, wenn der Trend zur Abwanderung anhält. Damit wäre Ungarn eines der am stärksten schrumpfenden Länder der Welt. Die Ursache dafür wird seitens der ungarischen Regierung nicht bei den dort herrschenden Verhältnissen gesucht, sondern es wird an den bildungswilligen Ungarinnen herumgemäkelt. So liest sich das jedenfalls in dem Parlaments-Bericht:

Frauen zu gebildet für Männer

Der Prozentsatz von Frauen an den ungarischen Unis betrage 54,5 Prozent. Das sei, so der Bericht, ein Problem, weil die vielen, gut ausgebildeten Frauen künftig zu wenig männliche Partner auf gleichem Ausbildungsniveau finden würden und in der Folge zu wenige Kinder bekommen würden.

Lehrerinnen unterdrücken "männliche" Fähigkeiten

Weiters kritisiert der Bericht die "Bildung in Rosa" und deren ökonomische Folgen. Gemeint: In den Schulen und an den Unis würden Frauen den Lehrkörper dominieren, wodurch Mädchen und "weibliche Züge" bevorzugt, männliche Eigenschaften hingegen diskriminiert würden. In der Folge würden Fähigkeiten wie "einen Wasserhahn reparieren, einen Computer adjustieren oder Möbel  montieren verlustig gehen". Auch die "männliche Risikobereitschaft, Unternehmer zu werden" könne sich so "nicht frei entwickeln".

Opposition: "Totale Absurdität"

Der oppositionelle Abgeordnete Endre Toth kritisiert die klischeehafte Geschlechterkategorisierung als "totale wissenschaftliche Absurdität".

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