Korruptionsskandal im Selenskij-Umfeld: Wird ihm das gefährlich?

UKRAINE-RUSSIA-CONFLICT-WAR
Einer der langjährigen Wegbegleiter des Präsidenten soll Kopf eines Verbrecherrings sein, der sich an staatlichen Gelder bereichert hat. Für Selenskij könnte das zum Problem werden.

Die goldene Toilette hat in der Ukraine zweifelhafte Berühmtheit. 2015 wurden in den Gemächern des moskautreuen Ex-Präsidenten Janukowitsch derartige Klos entdeckt, jetzt sind die Gold-Toiletten wieder in aller Munde: Auch Timur Minditsch, langjähriger und enger Geschäftspartner von Präsident Wolodimir Selenskij, hat eine.

Entdeckt wurde die bei einer Razzia in seiner Wohnung, bei der er selbst aber abwesend war. Minditsch hat das Land verlassen, bevor die Antikorruptionsbehörden bei ihm einmarschierten – er soll Kopf eines riesigen Korruptionsrings sein, der in Summe 100 Millionen Dollar zur Seite geschafft haben soll. Darin verstrickt dürfte auch Justizminister Herman Haluschtschenko sein, der am Mittwoch suspendiert wurde; die Gruppe, in die noch weitere aktive Politiker und Top-Manager involviert waren, soll sich die „Kontrolle über Personalentscheidungen, Beschaffungsprozesse und Finanzströme“ beim staatlichen Atomkonzern Energoatom gesichert haben. Bei jedem Auftrag soll die Bande bis zu 15 Prozent der Auftragsumme als Bestechungsgeld kassiert haben.

Problematisch ist das für Selenskij nicht nur, weil das der größte Korruptionsfall in der jüngeren Geschichte des Landes ist und die Machenschaften auch den Bau von Schutzanlagen um Stromtransformatoren gegen russische Bombenangriffe betreffen. Schwerwiegender ist, dass Minditsch als Kopf der Organisation dem Präsidenten nahe stand wie wenig andere Personen: Selenskij und seine Frau Olena besitzen eine Wohnung im selben Gebäude wie jenem mit der goldenen Toilette, er und Minditsch besaßen vor Jahren gemeinsam die Fernsehproduktionsgesellschaft Kwartal 95, mit der Selenskij berühmt wurde. 

Wollte er ihn schützen?

Glaubt man der Opposition, könnte der Skandal auch Selenskij auch persönlich berühren: Als der Präsident im Frühsommer versucht hat, die Befugnisse der Antikorruptionsermittler zu beschneiden, soll er versucht haben, Minditsch zu schützen, so der Vorwurf. Ermittelt wird gegen den Unternehmer nämlich schon seit geraumer Zeit; und dass er von der bevorstehenden Razzia erfuhr und sich ins Ausland absetzen konnte, soll er laut der Ukrajinska Prawda dem Ermittler Andrij Sinjuk verdanken – der steht der Präsidialverwaltung nahe.

Selenskij selbst hat sich zu den ganzen Vorgängen noch nicht geäußert. Auf Anfragen der ukrainischen Presse gab es bisher keine Antwort.

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