Selenskij knickt vor Trump ein, aber verhandelt nun wenigstens mit

Selenskij knickt vor Trump ein, aber verhandelt nun wenigstens mit
Trump hat Kiew die Hilfen abgedreht und Geheimdienstinfos gekappt. In der Ukraine ist Selenskij aber gefestigter denn je.

Zusammenfassung

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  • Donald Trump hat nach dem Eklat im Oval Office die US-Militärhilfen und Geheimdienstinfos für die Ukraine gestoppt
  • Selenskij hat sich entschuldigt. Nun ist der Rohstoffdeal, der zuvor gescheitert war, wieder am Tisch - ebenso wie eine Teilnahme Kiews an Verhandlungen
  • Trotz der Spannungen ist Selenskijs Standing in der Ukraine besser als vor dem Eklat

Am Freitag hätte man meinen können, Wolodimir Selenskijs politisches Leben sei bald vorbei. Zuerst sein Rausschmiss aus dem Oval Office, nachdem Donald Trump und sein Vize J.D. Vance ihn öffentlich zugrunde gerichtet hatten; am Dienstag dann das Aus der US-Militärhilfen, gefolgt von der Einstellung aller US-Geheimdienstinfos. Dass Elon Musk dem ukrainischen Präsidenten dann auch noch ausrichtete, er solle besser Zuflucht in einem neutralen Land suchen und um Amnestie betteln, hätte es wohl gar nicht mehr gebraucht.

Allein: Zu Hause ist Selenskij nicht der in Ungnade gefallene Held, den man in Washington gern sehen würde. Schon vor Trumps Wahl hatte sich bei vielen in der ukrainischen Politik die Erkenntnis durchgesetzt, dass das Land sich auf einen Rückzug der Amerikaner einstellen müsse. Dass Trump das derart laut und irritierend macht – wohl für ein paar Punkte bei der eigenen Basis, die in Selenskij einen korrupten Möchtegernpolitiker sieht – , hatte man in Kiew zwar nicht erwartet. 

Doch bei der Bevölkerung profitierte Selenskij durch seine Beharrlichkeit gegenüber Trump durchaus; ihm wurde zugutegehalten, dessen „die Ukraine hat den Krieg angefangen“-Narrativ etwas entgegenzusetzen. Selenskijs Beliebtheitswerte schnellten darum von 52 Prozent auf 65; auch die Opposition, die ihm oft spinnefeind ist, stellte sich hinter ihn. Selbst Selenskijs Rivale Petro Poroschenko, den der Präsident kürzlich mit Sanktionen hat belegen lassen, sprach ihm sein Vertrauen aus.

Neues Treffen

Ob der Eklat im Weißen Haus geplant war und Trump Selenskij tatsächlich aus dem Amt befördern wollte, wie manche Kritiker unterstellen, sei dahingestellt. Die beiden verbindet jedenfalls eine lange Feindschaft, seit der damals noch politisch unerfahrene Ukrainer sich 2019 geweigert hatte, wegen der Ukrainegeschäfte von Joe Bidens Sohn ermitteln zu lassen – Trump soll deswegen ja die Lieferung von US-Rüstungsgütern gebremst haben; das brachte ihm ein Impeachmentverfahren ein.

Jetzt hat Trump Selenskij dazu gebracht, sich zu entschuldigen, dazu haben dem Kiewer Staatschef wohl auch die Europäer geraten. Wie er das tat, vermittelte aber eine kleine Botschaft: Selenskij stellte sich genau an jenen Platz, an dem er auch am 24. Februar 2022 in die Kamera sagte, er werde in Kiew bleiben, Putins Truppen zum Trotz. Jetzt richtete er Trump via Video und Brief aus, dass ihm leidtue, wie das Gespräch verlaufen sei, und dass er unter Trumps Führung bereit sei, an Gesprächen über einen Frieden teilzunehmen.

Auch der Rohstoffdeal, der am Freitag unterzeichnet hätte werden sollen, liegt damit plötzlich wieder auf dem Tisch. Trump reagierte darauf positiv: „In dem Brief heißt es, dass die Ukraine bereit ist, so bald wie möglich an den Verhandlungstisch zu kommen, um einen dauerhaften Frieden näher zu bringen“, sagte er. Ob das ein Sieg für ihn oder für Selenskij ist, ist Ansichtssache: Bisher war die Ukraine nämlich nicht bei den Gesprächen dabei. Jetzt könnte sie es sein.

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