Friedensverhandlungen: Selenskij will nur mit Putin persönlich sprechen

Zusammenfassung
- Selenskij will bei Friedensgesprächen in der Türkei nur mit Putin persönlich sprechen.
- Europäische Verbündete drängen Russland zu einem 30-tägigen Waffenstillstand als Voraussetzung für Gespräche.
- Russland griff die Ukraine zuletzt mit weniger Drohnen an, während diplomatische Bemühungen andauern.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij will bei möglichen Friedensgesprächen am Donnerstag in der Türkei nur mit dem russischen Machthaber Wladimir Putin sprechen und mit keinen anderen Vertretern Russlands.
Dies teilte ein Berater Selenskijs der Nachrichtenagentur Reuters mit. Indes gingen die diplomatischen Bemühungen um einen Waffenstillstand weiter. So telefonierte der russische Außenminister Sergej Lawrow mit seinem türkischen Kollegen Hakan Fidan.
Putin hatte am Wochenende Friedensverhandlungen ohne Vorbedingungen vorgeschlagen, die am Donnerstag in Istanbul stattfinden sollten. Selenskij willigte ein. Zudem bot US-Präsident Donald Trump auch seine Teilnahme an, was von Selenskij begrüßt wurde. Russland seinerseits hat noch nicht erklärt, ob und auf welcher Ebene es an den Gesprächen teilnehmen wird.
So ist auch noch unklar, ob Putin selbst an dem Treffen teilnehmen will. Selenskij und Putin machen keinen Hehl aus ihrer gegenseitigen Verachtung. Das Treffen in Istanbul wäre ihr erstes persönliches Treffen seit Dezember 2019.
Laut dem russischen Außenministerium sprachen Lawrow und Fidan über Putins Vorschlag. Wenige Stunden danach teilte das US-Außenministerium mit, US-Außenminister Marco Rubio habe mit seinen europäischen Amtskollegen über "den Weg zu einem Waffenstillstand in der Ukraine" telefoniert.
An dem Gespräch hätten der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha, die Außenminister von Deutschland, Polen, Großbritannien und Frankreich sowie die EU-Außenbeauftragte teilgenommen.
Schärfere Sanktionen gegen Russland
Die Ukraine und ihre europäischen Verbündeten haben versucht, Moskau unter Druck zu setzen, einen bedingungslosen 30-tägigen Waffenstillstand zu akzeptieren. Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Polen hatten bei einem Treffen in Kiew am Samstag eine 30-tägige Waffenruhe ab Montag als Voraussetzung für Friedensgespräche genannt. Sollte Russland bis dahin seine Angriffe auf die Ukraine nicht einstellen, würden Deutschland und die europäischen Verbündeten mit der Vorbereitung neuer Sanktionen beginnen, sagte der Sprecher der deutschen Bundesregierung, Stefan Kornelius, am Montag in Berlin. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij müsse selbst entscheiden, ob er auch ohne einen Stopp der Kämpfe am Donnerstag in der Türkei Gespräche mit Russland führen wolle.
In Moskau erklärte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow, dass Putin seinen Vorschlag für Gespräche in der Türkei ernst meine. "Wir sind einer ernsthaften Suche nach Wegen für eine langfristige friedliche Lösung verpflichtet", sagte Peskow. Der russische Ansatz, die Grundursachen des Konflikts zu beseitigen, werde von vielen Ländern unterstützt. Zu Details wollte er sich nicht äußern. Zugleich wies er die Forderungen der Europäer zurück. "Die Sprache der Ultimaten ist für Russland inakzeptabel, sie ist nicht angemessen. Eine solche Sprache kann man mit Russland nicht verwenden", sagte Peskow auf die Frage nach den europäischen Warnungen.
Rege Kampftätigkeit an Fronten in der Ukraine
Die Forderungen an Russland nach einer Waffenruhe an den Fronten in der Ukraine sind offenkundig ungehört verhallt. Insgesamt habe es im Tagesverlauf am Montag 133 russische Angriffe an verschiedenen Abschnitten gegeben, teilte der Generalstab in Kiew in der Nacht auf Dienstag mit. Allein bei der Kleinstadt Pokrowsk im Gebiet Donezk seien 50 Attacken abgewehrt worden.
Russischer Drohnenangriff schwächer als zuletzt
Jedoch hat Russland die Ukraine in der Nacht mit deutlich weniger Drohnen als gewöhnlich attackiert. Die russische Armee habe mit zehn Drohnen angegriffen, die alle von der Luftabwehr abgeschossen worden seien, teilt die ukrainische Luftwaffe mit.
Dies ist nach Berechnungen von Reuters die niedrigste Anzahl von Drohnen seit mindestens mehreren Wochen, die Russland bei einem nächtlichen Angriff eingesetzt hat.
Kommentare