Vor dem Winter: Russland attackiert ukrainische Energieinfrastruktur
Zusammenfassung
- Russland intensiviert Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur, zuletzt mit einem Brand in einer Gasanlage in Poltawa und Angriffen auf für Atomkraftwerke wichtige Umspannwerke.
- Die G7 verurteilen die russischen Angriffe und sichern der Ukraine Unterstützung bei der Deckung ihres Energiebedarfs zu.
- Auch die Ukraine attackiert russische Energieanlagen, darunter Pipelines und Kraftwerke, um Russlands Kriegsfinanzierung zu schwächen.
Wie schon in den Jahr zuvor nimmt Russland vor Beginn des Winters die ukrainische Energieinfrastruktur vermehrt ins Visier, die Angriffe wurden verstärkt. Dem staatlichen ukrainischen Energiekonzern Naftogaz zufolge wurde die Gasinfrastruktur seit Oktober mindestens achtmal attackiert.
In der Nacht auf Samstag soll ein russischer Angriff einen Brand in einer Gasanlage in der ukrainischen Region Poltawa ausgelöst haben, erklärten Rettungsdienste.
Nuklearterrorismus
Am Freitag hat die Ukraine Russland gezielte Angriffe auf für Atomkraftwerke wichtige Umspannwerke vorgeworfen. Dies trage die Züge von "Nuklearterrorismus" und sei eine schwere Verletzung des humanitären Völkerrechts, hieß es in einer Erklärung des Außenministeriums in Kiew.
Das Ministerium bezog sich auf eine Mitteilung der in Wien ansässigen Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA) vom Donnerstag. Die IAEA hatte von militärischen Aktivitäten berichtet, die zu Schäden an für die nukleare Sicherheit wichtigen Umspannwerken geführt hätten. Die Behörde nannte Vorfälle in der Nähe der Atomkraftwerke Südukraine und Chmelnyzkyj. Zudem habe das Kraftwerk Riwne die Leistung von zwei seiner vier Reaktoren drosseln müssen.
Die Energieminister der Gruppe der Sieben (G7) verurteilten während ihres Treffens im kanadischen Toronto die russischen Angriffe auf das ukrainische Energiesystem. "Die jüngsten russischen Angriffe auf die Erdgasinfrastruktur der Ukraine schaffen Risiken für die Bevölkerung und Menschenleben", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Die G7 wollen die Ukraine zudem bei der Deckung ihres Energiebedarfs unterstützen.
Auch die Ukraine greift Infrastruktur an
Auch die Ukraine greift vermehrt - und Energieanlagen an. Nach Angaben des ukrainischen Geheimdienstes SBU hat die Ukraine seit Jahresbeginn 160 russische Öl- und Energieanlagen getroffen. Die fortgesetzten Angriffe sollten die Fähigkeit Russlands verringern, seinen Krieg zu finanzieren, sagte SBU-Chef Wassyl Maljuk.
So teilte der ukrainische Militärgeheimdienst mit, ein Angriff am Freitag habe zu Explosionen an einer Pipeline für Erdölprodukte in der Region Moskau geführt und den Betrieb dort unterbrochen. Dabei seien Leitungen für Benzin, Diesel und Kerosin für die russische Armee zerstört worden.
Russische Kraftwerkspipeline getroffen
In der westrussischen Stadt Orjol schränkten die Behörden am Freitag nach einem ukrainischen Drohnenangriff auf eine Pipeline an einem Kraftwerk die Versorgung mit Wärme und Warmwasser ein. Getroffen worden sei eine Leitung an einem örtlichen Kraftwerk. Die Versorgung mit Wärme und Warmwasser müsse in drei Stadtbezirken begrenzt werden, erklärte der Gouverneur der Region Orjol, Andrej Klytschkow, in sozialen Medien.
Kiew zufolge wurde ein Kraftwerk in Orjol und eine Umspannstation in Nowobrjansk mit Neptun-Marschflugkörpern attackiert. Beide Anlagen versorgten Rüstungsbetriebe in der Region mit Strom, teilte die Marine auf Telegram mit. Ihre Zerstörung sei ein schwerer Schlag für die russische Logistik. Eine russische Stellungnahme liegt nicht vor.
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