Britischer Außenminister: "Russland wird scheitern"

Britischer Außenminister: "Russland wird scheitern"
Der britische Außenminister sicherte der Ukraine bei einem Besuch weitere Unterstützung zu.

Bei einem Besuch in Kiew hat der britische Außenminister James Cleverly der Ukraine Rettungswagen und weitere praktische Unterstützung versprochen. "Während der Winter hereinbricht, versucht Russland, die ukrainische Entschlossenheit durch brutale Angriffe auf Zivilisten, Krankenhäuser und Energieinfrastruktur zu brechen“, sagte der konservative Politiker am Freitag in Kiew der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge. „Russland wird scheitern.“

Cleverly traf in Kiew den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskij. Von der Begegnung teilte er im Anschluss ein Foto auf Twitter. „Großbritannien unterstützt Sie mit Taten - nicht nur Worten“, schrieb er dazu an den Präsidenten gerichtet.

Konkret versprach der Minister 24 Rettungswagen sowie sechs gepanzerte Fahrzeuge. Außerdem will London den Aufbau von zerstörten Schulen und Schutzräumen sowie andere Programme mit drei Millionen Pfund (rund 3,5 Mio. Euro) unterstützen.

Selenskij: "Russland kriegt uns nicht klein"

Angesichts von Kälte und Dunkelheit in ukrainischen Städten infolge der massiven Blackouts hat Präsident Wolodymyr Selenskij den Widerstandsgeist seines Volkes gegen die russische Invasion beschworen.

„Wir haben neun Monate lang einen umfassenden Krieg überstanden, und Russland hat keinen Weg gefunden, uns zu brechen. Und es wird keinen finden“, sagte Selenskij am Donnerstag in seiner abendlichen Videoansprache. „Wir müssen so weitermachen wie jetzt gerade, in Einigkeit und gegenseitiger Hilfe.“

Die Wiederherstellung von Strom- und Wasserversorgung nach dem schweren Raketenangriff vom Mittwoch dauerte den ganzen Donnerstag und in die Nacht zum Freitag an. „Russland will nicht nur, dass die Ukrainer ohne Strom und Wärme sind“, sagte Selenskij in Kiew.

Kiew: Hälfte der Haushalte hat wieder Strom

Zwei Tage nach den schweren russischen Raketenangriffen auf die ukrainische Strom- und Wasserversorgung hatte die Hälfte der Verbraucher in der Hauptstadt Kiew nach Angaben von Bürgermeister Vitali Klitschko am Freitagmorgen noch keinen Strom.

Ein Drittel der Kiewer Häuser sei aber bereits wieder beheizt, teilte Klitschko im Nachrichtenkanal Telegram mit.

Wasserversorgung

Nach Angaben der Militärverwaltung ist auch die Wasserversorgung in Kiew inzwischen vollständig wiederhergestellt. Bei einigen Verbrauchern könne es noch zu niedrigem Wasserdruck kommen, hieß es. Sobald sich das Stromnetz stabilisiert habe, werde auch das Mobilfunknetz in allen Bezirken Kiews wieder funktionieren.

Am Mittwoch war nach russischen Raketenangriffen landesweit die Stromversorgung ausgefallen. Techniker reparierten rund um die Uhr zerstörte Netze. 

Cherson unter Beschuss

Der Lagebericht des ukrainischen Generalstabs sprach am Donnerstag von andauernden schweren Kämpfen im Donbass in der Ostukraine. Die russischen Truppen versuchten weiterhin einen Durchbruch bei Bachmut und bei Awdijiwka.

Selenskij sagte, die erst kürzlich von ukrainischen Truppen befreite Stadt Cherson werde fast stündlich beschossen. Am Donnerstag schossen russische Truppen mit Artillerie und Mehrfachraketenwerfern auf die Stadt in der Südukraine ein und töteten 7 Menschen. Etwa 20 Menschen seien verletzt worden, teilte Gebietsgouverneur Jaroslaw Januschewytsch mit. „Der heutige Tag ist eine weitere schreckliche Seite in der Geschichte unserer Heldenstadt.“

Unter dem Druck ukrainischer Angriffe hatten russische Truppen Cherson und ihren Brückenkopf auf dem nordwestlichen Ufer des Dnipro Mitte November geräumt. Die Russen halten aber Stellungen auf dem anderen Ufer des Flusses und setzen von dort ihre Artillerie ein.

Selenskij: Befreiung der Krim bleibt Kriegsziel

Trotz westlicher Skepsis hält Selenskij an einer Befreiung der 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim als Kriegsziel fest. „Wenn uns jemand einen Weg aufzeigt, wie die Besetzung der Krim mit nicht-militärischen Mitteln beendet werden kann, dann werde ich sehr dafür sein“, sagte er der britischen Zeitung „Financial Times“. Wenn ein Vorschlag aber bedeute, dass die Krim besetzt und Teil Russlands bleibe, „sollte niemand darauf seine Zeit verschwenden“.

Westliche Unterstützer der Ukraine gehen davon aus, dass diese irgendwann die von Russland seit dem 24. Februar besetzten Gebiete sowie den Donbass zurückerobern kann. Sie sind aber vorsichtiger bei der Krim: Die Halbinsel sei für Moskau strategisch und symbolisch so wichtig, dass eine Eskalation des Krieges zu befürchten sei.

Lukaschenko schließt Einsatz seiner Armee gegen Ukraine aus

Der autoritäre belarussische Staatschef Alexander Lukaschenko schließt einen direkten Einsatz seiner Armee im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine aus. „Wenn wir uns unmittelbar mit den Streitkräften, mit Soldaten in diesen Konflikt einmischen, tragen wir nichts bei, wir machen es nur noch schlimmer“, sagte Lukaschenko nach einer Meldung der Agentur Belta vom Donnerstag. Belarus unterstütze Russland, seine Rolle sei aber eine andere.

Lukaschenko hat sein von Moskau abhängiges Land als Aufmarschgebiet für russische Truppen zur Verfügung gestellt. Die Ukraine betrachtet das Nachbarland deshalb als Kriegspartei und hält Truppen in Reserve für den Fall, einen direkten Angriff aus Belarus abwehren zu müssen.

Der russische Präsident Wladimir Putin sagte in Moskau, Russland brauche zur Versorgung seiner Streitkräfte in dem Konflikt keine Kriegswirtschaft. Die Rüstungsindustrie solle die Truppe schneller und mit besseren Produkten beliefern, forderte er. Dafür seien aber keine außerordentlichen Maßnahmen notwendig. „Man muss die Arbeit nur genau, qualitätvoll, gut koordiniert organisieren“, wurde er von der staatlichen Agentur Tass zitiert.

Das wird am Freitag wichtig

Putin will sich am Freitag mit den Müttern von Soldaten treffen, die in der Ukraine eingesetzt sind oder sich darauf vorbereiten. Der Kreml teilte mit, eingeladen seien Mütter von Berufs- und Zeitsoldaten, von Freiwilligen und einberufenen Reservisten. Nach der Teilmobilmachung haben sich Mütter in einigen Regionen beschwert, dass ihre Söhne schlecht ausgerüstet in den Kampf geschickt würden.

Kommentare