Weitere Raketenangriffe auf die Ukraine + Russland geht die Munition aus

Weitere Raketenangriffe auf die Ukraine + Russland geht die Munition aus
Wie schon tags zuvor, wird die Ukraine von Russland auch am Dienstag mit neuen Raketenangriffen überzogen.

Russland geht nach Einschätzung britischer Geheimdienste im Ukraine-Krieg zunehmend die Munition aus. „Wir wissen, und das wissen auch russische Kommandeure im Krieg, dass ihnen die Ausrüstung und Munition ausgeht“, sagte der Direktor des britischen Geheimdienstes GCHQ, Jeremy Fleming, am Dienstag einem vorab veröffentlichten Redemanuskript zufolge, aus dem die BBC zitierte. Der russische Präsident Wladimir Putin mache Fehleinschätzungen und strategische Fehler.

„Da er intern kaum herausgefordert wird, haben sich seine Entscheidungen als fehlerhaft herausgestellt“, so der Geheimdienstdirektor. Mittlerweile würde auch dem russischen Volk klar, welche Konsequenzen „Putins selbstgewählter Krieg“ für sie persönlich im eigenen Land habe - etwa weniger Möglichkeiten zu reisen und kaum noch Zugang zu modernen Technologien und externen Einflüssen aufgrund der westlichen Sanktionen.

Weitere Raketenangriffe

Russland hat die Ukraine am Dienstag erneut mit Raketen und Kampfdrohnen beschossen. Die Behörden in Saporischschja im Süden der Ukraine meldeten Angriffe mit russischen Raketen. In der Umgebung der Hauptstadt Kiew und im Gebiet Chmelnyzkyj habe es Explosionen gegeben, die Luftabwehr sei zum Einsatz gekommen, teilten offizielle Stellen mit. Die Behörden riefen die Menschen auf, in Kellern und Bunkern Schutz suchen.

Die Gebiete Dnipropetrowsk, Wynyzja, Mykolajiw und Riwne wurden demnach ebenfalls beschossen. Im Gebiet Wynyzja südwestlich von Kiew wurde ein Heizkraftwerk mit Kampfdrohnen attackiert. Dabei seien Anlagen zerstört worden. Glücklicherweise habe es keine Opfer gegeben, teilte die Pressestelle des Kraftwerks mit.

Auch in Kiew gab es Luftalarm. Die Menschen suchten dort Schutz, wie eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur berichtete. Kremlnahe russische Militärblogger bestätigten den massiven Beschuss der Ukraine mit Raketen. Ukrainische Medien berichteten, es seien 20 Raketen am Dienstagmorgen eingeschlagen. Am Montag hatten die ukrainischen Behörden mehr als 80 russische Angriffe gezählt. Viele seien durch die Luftabwehr abgewendet worden. Bei dem Beschuss starben landesweit nach vorläufigen Angaben 19 Menschen, mehr als 100 wurden verletzt.

Der Notfalldienst der Ukraine warnt vor weiteren Raketenangriffen im Laufe des heutigen Dienstag. "Bitte bleiben Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit in Schutzräumen. Ignorieren Sie Alarm nicht", teilte der Dienst am Dienstag auf Telegram mit.

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte die massiven Raketenangriffe als Reaktion auf ukrainische „Terroranschläge“ bezeichnet und dazu die Explosion auf der für Russland strategisch wichtigen Krim-Brücke am Samstag gezählt.

Angriff länger geplant

Die USA teilen die Auffassung der Ukraine, dass Russland die schweren Luftangriffe auf ukrainische Städte bereits vor der Explosion auf der Krim-Brücke geplant hat.

Anschläge dieses Ausmaßes könnten nicht innerhalb von ein paar Tagen ausgearbeitet werden, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates im Weißen Haus, John Kirby, dem Sender CNN. "Es war eher schon seit geraumer Zeit geplant. Das heißt nicht, dass die Explosion auf der Krim-Brücke ihre Planung beschleunigt haben könnte."

Ähnliche Meinung äußerte auch der Militärexperte Franz-Stefan Gady vom Internationalen Institut für Strategische Studien (IISS) in London. Auch nach Ansicht Gadys sind die russischen Angriffe lange geplant und keine reine Racheaktion gewesen seien.

Zermürbungsstrategie

Es handle sich wohl um eine Zermürbungsstrategie, welche die ukrainische Bevölkerung belasten solle, weil die russische Armee auf dem Schlachtfeld nicht die erhofften Erfolge einfahren könne. Es handle sich um eine "klare Terrorstrategie" Russlands, so der Militäranalyst am Montagabend in der "ZiB 2", der auch weitere derartig massive Luftschläge nicht ausschloss.

Für die Explosion auf der Krim-Brücke sei mit großer Wahrscheinlichkeit die Ukraine verantwortlich, mutmaßte Gady. Eben weil sie für den Nachschub für die Krim sehr wichtig sei.

Militärexperte Gady zum Ukraine-Krieg

Der Bundesheer-Kommandant Oberst Markus Reisner erklärte im Gespräch mit der APA, dass die teilweise Zerstörung der für Russland strategisch wichtigen Kertsch-Brücke zur annektierten Halbinsel Krim bedeute, "dass der Konflikt weiter eskaliert und somit unausweichlich in die Länge gezogen wird".

Das Ziel der russischen Angriffe sei nun nicht mehr vorrangig das ukrainische Militär, sondern die Bevölkerung selbst. "Ein verheerender Strategiewechsel", erklärte Reisner. Mehrere Hunderttausend Reservisten seien rekrutiert worden. Im Winter werde weniger gekämpft werden, "aber Marschflugkörper und ballistische Raketen können auch im Winter fliegen".

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