"Aktion Spinnennetz": Russische Brücken eingestürzt und Kampfbomber zerstört

Aftermath of bridge collapse and train derailment in Russia's Bryansk region
Ein Zug stürzte auf eine darunterliegende Straße und ging in Flammen auf.

Zusammenfassung

  • Mindestens sieben Tote bei Brückeneinsturz in Brjansk, Explosion als Ursache vermutet.
  • In Kursk stürzte eine weitere Brücke ein, Lokomotivführer verletzt.
  • Mehr als 40 Bomberjets wurden bei einem weiteren Schlag getroffen

Der Mythos der russischen Unantastbarkeit im Krieg mit der Ukraine wurde am Sonntag stark angekratzt. Zunächst stürzte im russischen Oblast Brjansk am Sonntag eine Autobahnbrücke genau dann ein, als ein Zug gerade dabei war, darunter hindurchzufahren. Der Zug entgleiste, krachte in den Schutt. Insgesamt sieben Menschen seien bei dem Unglück gestorben, 69 weitere verletzt worden, gab der Gouverneur Alexander Bogomas auf seinem Telegram-Kanal bekannt.

Sieben Tote in Brjansk

Nur Stunden später stürzte im benachbarten Oblast Kursk eine weitere Brücke ein, als ein Güterzug sie gerade überquerte. Hierbei kam es aber offenbar zu keinen Toten. In beiden Fällen seien die Brücken durch "Explosionen" zum Einsturz gebracht worden, teilte der Kreml mit.

Aftermath of bridge collapse and train derailment in Russia's Bryansk region

Kritische Infrastruktur in Saporischschja getroffen

Nach ukrainischen Angaben griff Russland in der Nacht auf Sonntag kritische Infrastruktur im Gebiet Saporischschja im Süden der Ukraine an. Dabei wurde ein Verwaltungsgebäude teilweise zerstört und ein Brand auf dem Gelände ausgelöst, wie der Chef der Gebietsverwaltung, Iwan Fjodorow, via Telegram mitteilte. Tote oder Verletzte wurden zunächst nicht gemeldet. Fjodorow hatte zuvor über Explosionen in der Region berichtet.

Auch aus Schytomyr, Tscherkassy und der Hauptstadt Kiew gab es Berichte über heftigen Beschuss mit Drohnen und Raketen. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.

Durch einen russischen Raketenangriff wurden nach ukrainischen Angaben am Sonntag mindestens zwölf ukrainische Soldaten getötet. Mehr als 60 weitere Menschen seien bei dem Angriff auf ein Trainingsgelände der ukrainischen Armee verletzt worden, erklärte die ukrainische Armee. Wo sich der Angriff ereignete, gab die ukrainische Armee nicht bekannt.

Der Kommandeur des ukrainischen Heers, General Mychajlo Drapatij, übernahm die Verantwortung für den Zwischenfall und kündigte seinen sofortigen Rücktritt an. "Als Kommandeur habe ich es versäumt, die Ausführung meiner Befehle in vollem Umfang sicherzustellen, schrieb er auf Facebook. "Ich habe keinen Druck ausgeübt, nicht überzeugt und die Einstellung zu den Männern in den Reihen nicht geändert. Dafür trage ich die Verantwortung."

Ukraine greift russische Luftwaffen-Stützpunkte bis Ostsibirien an

Die Ukraine führte indes am Sonntag "großangelegte" Angriffe auf russische Luftwaffen-Stützpunkte weit hinter der ukrainischen Grenze bis nach Ostsibirien aus. Ziel des Einsatzes sei "die Zerstörung feindlicher Kampfbomber", hieß es aus Kreisen des ukrainischen Geheimdienstes SBU. Mehr als 40 Flugzeuge seien getroffen worden.

Demnach richteten sich die Angriffe unter anderem gegen die russische Militärbasis in Belaja in Ostsibirien, die rund 4.200 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt in der Region Irkutsk liegt. Ziel der Angriffe waren den Angaben zufolge auch die Luftwaffen-Stützpunkte in Djagilewo, Iwanowo und in Olenia in der Region Murmansk in der russischen Arktis. Diese Region liegt rund 1.900 Kilometer von der Ukraine entfernt.

Den Angaben zufolge waren die angegriffenen Flugzeuge genutzt worden, "um ukrainische Städte jede Nacht zu bombardieren". Auf dem Stützpunkt in Belaja sei ein Feuer ausgebrochen, verlautete aus den SBU-Kreisen weiter. Es wurde ein Video übermittelt, das die Luftwaffenbasis in Belaja zeigen soll, und in dem mehrere brennende Flugzeuge sowie schwarze Rauchsäulen zu sehen sind.

Verdächtige festgenommen

Das russische Verteidigungsministerium hat die Festnahme mehrerer Verdächtiger nach den ukrainischen Angriffen auf tief im russischen Staatsgebiet stationierte Kampfflugzeuge bekanntgegeben. Das Ministerium bestätigte am Sonntag, dass bei ukrainischen Angriffen mit Drohnen in den Regionen Murmansk und Irkutsk mehrere russische Flugzeuge in Brand geraten seien. Aus Gebieten in der "unmittelbaren Nachbarschaft" von Flugplätzen seien Drohnen auf die Flugzeuge abgefeuert worden.

Bei den Angriffen seien keine Menschen zu Schaden gekommen, hieß es weiter. Die Brände seien mittlerweile unter Kontrolle. Eingesetzt worden seien bei den Angriffen sogenannte First-Person-View-Drohnen, kurz FPV-Drohnen, erklärte das russische Verteidigungsministerium weiter. Diese Drohnen bieten die Möglichkeit, sie aus der Sicht einer eingebauten Kamera zu steuern.

Nach ukrainischen Angaben wurden bei der "Aktion Spinnennetz" Kampfflugzeuge vom Typ Tupolew Tu-95 sowie Tu-22 und spezielle Frühwarnflugzeuge Berijew A-50 zerstört. Nach offiziell unbestätigten Berichten setzte der ukrainische Geheimdienst Kampfdrohnen ein, die von Verstecken in Holzhäusern gestartet wurden, die auf Lastwagen verladen waren. "Zum richtigen Zeitpunkt wurden die Dächer ferngesteuert geöffnet, und die Drohnen flogen, um russische Bomber anzugreifen", hieß es. Eine unabhängige Bestätigung war nicht möglich.

Ukraine: Agenten bereits heimgekehrt

Die an der Aktion beteiligten Agenten seien bereits in die Ukraine zurückgekehrt, so der ukrainische Geheimdienst SBU. Wenn Russland von Festnahmen berichte, so diene diese Behauptung "nur dem heimischen Publikum". Der Plan sei von Präsident Wolodymyr Selenskij überwacht worden, berichtete die Agentur Ukrinform. Die Vorbereitungen zu dem Angriff dauerten demnach knapp eineinhalb Jahre.

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