Ukraine-Geheimdienst: Putin-Vertrauter Medwedtschuk festgenommen

Ukraine-Geheimdienst: Putin-Vertrauter Medwedtschuk festgenommen
Der Oligarch gilt als Vertrauter Putins. Präsident Selenskij will Medwedtschuk gegen ukrainische Gefangene tauschen.

Der Geheimdienst der Ukraine hat den engsten Verbündeten von Kremlchef Wladimir Putin in der ukrainischen Politik, den Oligarchen Viktor Medwedtschuk, festgenommen. Das teilte der Geheimdienst SBU am Dienstag in Kiew mit. Präsident Wolodymyr Selenskij lobte auf Facebook den Erfolg der Agenten bei einer Spezialoperation.

Selenskij an Russland: "Tausche Oligarchen gegen Gefangene"

Der SBU veröffentlichte Fotos von Medwedtschuk, die ihn mit Handschellen gefesselt in ukrainischer Uniform zeigten.

Der Großunternehmer und Politiker Medwedtschuk (67) gilt seit Jahren als Schlüsselfigur im Konflikt zwischen Moskau und Kiew. Sein Draht zu Putin erlaubte ihm manchmal, als Vermittler aufzutreten. Seine politischen Projekte und die von ihm beherrschten Fernsehsender vertraten aber prorussische Positionen. Selenskyj ließ die Sender schließen.

Im Mai 2021 wurde Medwedtschuk unter dem Vorwurf des Hochverrats unter Hausarrest gestellt. Daraus setzte er sich wenige Tage vor dem russischen Angriff auf die Ukraine ab. "Kein Verräter wird der Bestrafung entgehen, und er wird nach dem Gesetz der Ukraine zur Rechenschaft gezogen werden", kommentierte SBU-Chef Iwan Bakanow die Festnahme.

Selenskij will Medwedtschuk allerdings möglicherweise gegen ukrainische Kriegsgefangene tauschen. Laut Selenskyj sei es wichtig "für unsere Sicherheitskräfte und Militärs, eine solche Möglichkeit in Betracht zu ziehen". Medwedtschuk gilt als enger Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin und war kurz nach Beginn des Krieges untergetaucht.

Persönlicher Freund Putins

Der schwerreiche Geschäftsmann zählt den russischen Staatschef zu seinen persönlichen Freunden. Putin ist laut Medwedtschuk Patenonkel seiner jüngsten Tochter. Als Abgeordneter leitete er die wichtigste pro-russische Oppositionsgruppe in der Ukraine. Die Vorwürfe gegen ihn weist er als politisch motiviert zurück.

Putin hatte im vergangenen Jahr verärgert auf das Vorgehen der Behörden gegen Medwedtschuk reagiert. Dessen angebliche Festnahme wollte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow nun nicht kommentieren. "Es kommen gerade viele Falschinformationen aus der Ukraine", sagte er zu russischen Medien. "Das muss erst geprüft werden."

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