UFOs könnten für die USA eine "nationale Bedrohung" sein
Im ersten offiziellen Bericht seit 50 Jahren hat die US-Regierung eingeräumt, dass ihr zurzeit das Wissen und die Mittel fehlen, um über 140 Begegnungen des Militärs mit „unidentifizierten Luftraum-Phänomenen“ (UAP), früher schlicht UFOS genannt, in den Jahren 2004 bis 2021 eindeutig zu erklären. Dem Offenbarungseid folgt eine Bewertung, die Politiker alarmiert: „Ufos könnten eine Herausforderung für die nationale Sicherheit darstellen.“
Öffentlich einsehbar sind "dürre neuen Seiten"
Der vom Kongress erzwungene Bericht der Geheimdienste und des Verteidigungsministeriums legt im öffentlichen einsehbaren Teil auf dürren neun Seiten dar, dass es bisher keine Hinweise auf außerirdische Ursprünge gibt. Allerdings wird dies ausdrücklich mit dem Verweis auf mangelhafte Untersuchungsmethoden auch nicht ausgeschlossen.
In dem Bericht - https://www.dni.gov/index.php/newsroom/reports-publications/reports-publications-2021/item/2223-preliminary-assessment-unidentified-aerial-phenomena - ordnen die Experten unbekannte Flugobjekte fünf denkbaren Kategorien zu:1) Objekte wie Ballons, Drohnen, Abfälle oder auch Vögel, 2) natürliche atmosphärische Phänomene wie zum Beispiel Eiskristalle oder thermische Reaktionen, 3) Neuentwicklungen oder Geheimprogramme der Vereinigten Staaten, 4) neuartige Technologien von Russland, China oder anderen staatlichen wie privaten Akteuren und 5) Sonstiges; hierzu gehören auch Quellen, die auf intelligentes außerirdisches Leben schließen lassen könnten.
Keine hochgeheimen Programme
Der Report schließt im weiteren Verlauf aber nahezu aus, dass es sich bei den Ufo-Sichtungen um hochgeheime Programme der US-Regierung oder amerikanischer Technologie- und Rüstungsunternehmen handelt.
Ebenso scheidet nach „vorläufiger Einschätzung“ der Geheimdienste aus, dass die mitunter unvergleichlich manövrier- und antriebsstarken Objekte, die zuletzt durch authentische und beglaubigte Videos von Marine-Kampfjet-Piloten die Weltöffentlichkeit in Atem hielten, das ambitionierte Werk geopolitischer Rivalen wie China oder Russland sind.
Für beide Thesen habe man, der Verweis zieht sich wie ein roter Faden durch den Bericht, keine „ausreichenden Daten“. Welche Daten exakt gemeint sind, wird nicht erklärt. Auch wie man die fehlenden Informationen erlangen will, wird im öffentlichen Teil (ein anderer bleibt vorläufig geheim und ist nur bestimmten Kongress-Abgeordneten vorgelegt worden), nicht ausgeführt. Bis auf den lapidar klingenden Hinweis, dass man mit fortschreitender Entwicklung der Wissenschaft womöglich irgendwann dazu in der Lage sein könnte.
Keine klare Analyse
Entsprechend reserviert reagiert der Auftraggeber für den Bericht, der Kongress. Senator Mark Warner, demokratischer Vorsitzender des Geheimdienstausschusses, stellte fest, dass er seit drei Jahren mit deutlich ansteigender Tendenz über Begegnungen von US-Piloten mit Ufos unterrichtet wird - ohne klare Analyse, was die Herkunft der Objekte angeht. Dass die Vereinigten Staaten in der Lage sein müssen, zu verstehen, welchen Bedrohungen sie ausgesetzt sind, ist für Warner zwingend notwendig.
"Ziemlich unschlüssiger" Report
Darum könne der „ziemlich unschlüssige“ Report von Geheimdienstkoordinatorin Avril Haines nur der Auftakt sein zu einer ganzen Reihe von Untersuchungen und Studien, die ergründen sollen, woher die „Risiken für die Luftfahrt“ kommen. Warners Kollege Adam Schiff legt dabei Wert auf die Feststellung, dass die Öffentlichkeit so umfassend wie möglich ins Bild gesetzt werden soll, um das Entstehen von Verschwörungstheorien zu verhindern.
Sein republikanischer Kollege, Senator Marco Rubio, sieht das Pentagon und die Geheimdienste ab sofort in der Pflicht, zu ergründen, ob die Phänomene eine „ernste Gefahr für die nationale Sicherheit darstellen.“
Dahinter steht die im Bericht ausdrücklich als „Bedrohung“ beschriebene Tatsache, dass sich die besagten Vorfälle auffallend oft in der Nähe von Militärbasen und Test-Arealen der Armee ereignet haben. In elf Fällen seien Ufos sogar mit US-Militärpiloten beinahe auf Kollisionskurs geraten. Dass dabei die Vokabel „Nuklear“ im Bericht nicht zu finden ist, finden Experten auffällig. Schließlich sind auf diversen US-Militärbasen Atomwaffen gelagert. „Wird hier etwas verschleiert?“, fragen US-Medien wie der Washington Examiner.
Mehr Forschung notwendig
Das Verteidigungsministerium erklärte, man werde die Erfassung solcher Begegnungen mit UAPs (Ufos) ab sofort standardisieren, um mittels Künstlicher Intelligenz Muster, Ähnlichkeiten und Abweichungen verlässlicher ermitteln zu können. Die Militärzentrale nimmt die Dinge, anders als in den 50er Jahren und danach, plötzlich ernst. Seit damals hatte sich eingebürgert, Ufo-Sichtungen als Spinnereien und Science Fiction abzutun.
Ein Indiz für den Sinneswandel: Der lange pauschal gepflegte Konter, dass die meisten Himmelserscheinungen am Ende auf menschliche Sinnestäuschungen zurückgingen, die mutmaßlich mit Wolken, Spiegelungen, Drohnen oder defekten Radar-Anlagen zusammenhingen, ist verschwunden. Ein Grund: Es liegt jetzt jede Menge Beweismaterial vor, das von top-geschulten Marine-Piloten mit Radar und Infrarot-Kameras aufgezeichnet und mit eigenen Augen gesehen wurde.
Von Sensoren eingefangenen Objekte
Die Militärs räumen ein, dass in mindesten 80 der registrierten Fälle eindeutig physisch existente, von mehreren Sensoren eingefangene Objekte gesehen wurden, die allesamt bis heute unerklärlich seien. Nur in einem Fall, es handelte sich um einen großen Ballon, konnte irdische Herkunft hergeleitet werden.
Dass der Bericht, knapp gehalten und in bürokratischem Kauderwelsch formuliert, mehr verschweigen als offenlegen würde, war aus Sicht von Ufo-Insidern programmiert. Es sei naiv, wenn man annehme, die US-Regierung würde öffentlich einräumen, selber hochgeheime Missionen zu verfolgen, sagte ein Hobby-Forscher auf Twitter. Auch die Bestätigung, dass Peking und Moskau technologisch weit voraus sind (wenn es denn so wäre), würde niemals kommen.
Außerirdische Intelligenz
Die gleichen Kritiker betonen die herausragende Bedeutung der Tatsache, dass der mächtigste Geheimdienst-Apparat der Welt und die Zentrale des mächtigsten Militärs der Welt quasi im Schulterschluss erklären, dass zigfach etwas im amerikanischen Luftraum gesehen wurde, was da definitiv nicht hingehört und gefährlich sein könnte. Und: dass die Regierung nicht klipp und klar ausschließt, dass die geschilderten Phänomene auf außerirdische Intelligenz zurückgehen könnten.
Anerkannte Ufo-Forscher wie die Amerikanerin Leslie Kean sehen in dem Report insofern einen Quantensprung, als dass die unerklärlichen Phänomene endlich ernst genommen würden. Ufo-Forscher ins Lächerliche zu ziehen, sei über Nacht de facto unmöglich geworden. Mick West, ein bekannter Ufo-Skeptiker, spricht dagegen von „langweiligen Erklärungen“.
Technologien seien uns 50 bis 1.000 Jahre voraus
Eine Meinung, die Luis Elizondo überhaupt nicht teilt. Der ehemalige Spionage-Offizier leitet bis vor wenigen Jahren ein lange vom Pentagon von der Öffentlichkeit abgeschirmtes Forschungsprogramm zur Identifizierung von Ufos. Er ist sich sicher, dass die Menschheit es in etlichen der 140 registrierten Fälle mit Technologien zu tun habe, die „uns zwischen 50 und 1.000 Jahre voraus sein könnten“.
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