Türkei: Weiterer Bürgermeister von Oppositionspartei festgenommen

Zusammenfassung
- Bürgermeister des Istanbuler Stadtteils Sile, Özgür Kabadayi, und weitere Angestellte festgenommen.
- Fortsetzung der Justizkampagne gegen Oppositionelle der sozialdemokratischen CHP.
- CHP-Bürgermeister und Mitglieder werden zunehmend ins Visier genommen, Vorwürfe angeblich politisch motiviert.
In der Türkei sind einem Agenturbericht zufolge erneut Oppositionelle festgenommen worden.
Die Finanzpolizei habe den Bürgermeister des Istanbuler Stadtteils Sile festgenommen, meldete die türkische Nachrichtenagentur Demiroren am Donnerstag. Demnach seien neben Bürgermeister Özgür Kabadayi auch weitere Angestellte der Stadtverwaltung in Gewahrsam genommen worden.
Kabadayi gehört der größten Oppositionspartei CHP an. Worum es bei den Vorwürfen genau geht, war zunächst unklar.
Erst am Samstag hatten die Behörden drei Bürgermeister türkischer Großstädte festgesetzt und damit ihr monatelanges Vorgehen der von der islamisch-konservativen Regierung gegängelten Justiz gegen Mitglieder der sozialdemokratisch CHP ausgeweitet.
Seit Oktober vergangenen Jahres sind Hunderte Mitglieder der Republikanischen Volkspartei (CHP) ins Visier der Justiz geraten. Die Beschuldigten weisen die gegen sie erhobenen Vorwürfe zurück. Die CHP bezeichnet die Ermittlungen als politisch motiviert, was die Regierung bestreitet.
Im März war der Istanbuler Bürgermeister Ekrem Imamoglu, der als wichtigster politischer Rivale von Langzeit-Machthaber Recep Tayyip Erdogan gilt, wegen Korruptionsvorwürfen in Untersuchungshaft genommen worden. Auch er bestreitet die Vorwürfe. Seine Inhaftierung hatte die größten Straßenproteste seit einem Jahrzehnt und einen Ausverkauf an den türkischen Finanzmärkten ausgelöst.
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