Trumps neue Energiepolitik: Kohlekraft fördern, Wind und PV verbieten

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Der US-Präsident findet, dass Windkraft und PV-Anlagen "unzuverlässig, teuer und umweltschädlich sind"- und setzt deshalb auf neue Kohlekraftwerke und neue Gebiete für Kohlekraftabbau.

Mit einem Federstrich hat US-Präsident Donald Trump den Kurs der amerikanischen Energiepolitik radikal geändert. Per Executive Order und mit dem neuen Haushaltsgesetz, dem „One Big Beautiful Bill Act“, schickt er die US-Förderlandschaft für erneuerbare Energien zurück in die Vergangenheit – und öffnet gleichzeitig Tür und Tor für Kohle, Gas und Atomkraft, berichten Reuters und AP.

In seinem Erlass begründet Trump die Streichung von Förderungen für Wind- und Solaranlagen mit einer scharfen Abrechnung: Diese Energieprodukionsarten seien „unzuverlässig, teuer, umweltschädlich und gefährdeten das Stromnetz“. Stattdessen sollen nun Steuervergünstigungen für Kohle – insbesondere für die Stahlproduktion – und andere fossile Quellen gestärkt werden. Auch die Pläne der Biden-Regierung, neue Kohleprojekte auf öffentlichen Flächen zu unterbinden, werden revidiert: Das Innenministerium leitete am Montag erste Schritte zur Wiederaufnahme großflächiger Kohleverkäufe ein.

Die neuen Vorgaben besiegeln das Ende der US-weiten Steueranreize für Wind- und Solarenergie ab 2026 – es sei denn, Projekte haben bis dahin mit dem Bau begonnen. Bereits geplante Projekte, die diesen Stichtag verpassen, könnten gestrichen werden, was nach Branchenschätzungen Investitionen in Milliardenhöhe gefährdet. Ein Bericht der Denkfabrik Energy Innovation prognostiziert den Verlust von bis zu 300 Gigawatt geplanter Stromkapazität – während der Strombedarf durch den KI-Boom und neue Rechenzentren gleichzeitig stark steigt.

Die Trump-Regierung sieht das anders: Energieminister Chris Wright feierte den Schritt auf X als „Befreiung der Energiebranche von Marktverzerrungen durch Subventionen“. Baseload-Kapazitäten wie Gas und Atomkraft sollen in der Trump-Logik die Rolle erneuerbarer Energien übernehmen – trotz längerer Bauzeiten und höherer Kosten. Eine neue Steuervergünstigung für Kohle in der Stahlproduktion soll helfen, alte Industriezweige wiederzubeleben.

Doch die Kritik ist massiv: Die Klimaschutzorganisation Evergreen Action warnt vor einem „historischen Anstieg der Strompreise“. Der Thinktank C2ES rechnet mit 2,3 Millionen verlorenen Arbeitsplätzen. Auch konservative Unterstützer der sauberen Energie mahnen zur Vorsicht: „Wir begrüßen die Unterstützung für Kernkraft und Wasserstoff“, sagte Heather Reams von Citizens for Responsible Energy Solutions, „aber der Kahlschlag bei Wind und Solar gefährdet Amerikas Energiesouveränität.“

Im Senat hatten sich Republikaner aus Bundesstaaten mit florierender Wind- und Solarwirtschaft – darunter Iowa und Alaska – bemüht, die schlimmsten Eingriffe abzuschwächen. Eine geplante Strafsteuer auf nicht „standardkonforme“ Solarprojekte wurde in letzter Minute gestrichen. Dennoch bleibt das Gesamtpaket für viele in der Branche ein Desaster. „Dieses Gesetz wird Tausende Projekte stoppen, Investitionen vernichten und Arbeitsplätze in ländlichen Regionen zerstören“, warnte Jeff Cramer vom Branchenverband der Community-Solaranbieter.

Während die Welt sich auf die Energiewende zubewegt, scheint die US-Regierung unter Trump entschlossen, den Rückwärtsgang einzulegen – mit ungewissem Ausgang für Wirtschaft, Klima und Energiesicherheit. 

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