Tomahawk: Trump erhöht nach und nach den Druck auf Putin

Bis zu 2.500 Kilometer weit könnte ein Tomahawk fliegen – das würde de facto die gesamte europäische Landmasse Russlands abdecken.
Kommt nach dem Gaza-Deal Trumps nächster Coup? Während Russland wie jeden Herbst die ukrainische Energie-Infrastruktur bombardiert und die Ukraine im Gegenzug regelmäßig russische Gasspeicher und Raffinerien mit Drohnen zerstört, reist der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij am Freitag zu US-Präsident Donald Trump, um eine Zusage für die Lieferung von Tomahawk-Marschflugkörpern zu bekommen.
Druck auf Russland
Der US-Präsident spielte in den vergangenen Wochen öfters öffentlich mit dem Gedanken, diese Waffen zu liefern – wohl um den Druck auf Russland, einer Friedenslösung zuzustimmen, zu erhöhen: „Ehrlich gesagt müsste ich vielleicht mit Russland über Tomahawks sprechen. Wollen sie, dass Tomahawks in ihre Richtung fliegen? Ich glaube nicht. Ich denke, ich könnte in aller Fairness mit Russland darüber sprechen“, sagte er kürzlich.

Ein Zeichen, dass dem Weißen Haus klar ist, dass eine Tomahawk-Lieferung eine deutliche Eskalation darstellen würde. Bis zu 2.500 Kilometer weit könnte ein Tomahawk fliegen – das würde de facto die gesamte europäische Landmasse Russlands abdecken. Militärbasen, Raffinerien, Flugplätze könnten getroffen und zerstört werden. Der Tomahawk-Marschflugkörper fliegt wie ein unbemannter Mini-Jet sehr tief, um Radare zu meiden, und trifft dank Satellitennavigation meist metergenau. Noch während des Flugs ist ein Wechsel zwischen Zielen möglich.
US-Zieldaten
Kommt es zu einer Zusage Trumps, die Marschflugkörper zu liefern, dürfte es sich wohl um eine limitierte Anzahl handeln. Laut Financial Times wohl um 20 bis 50 Tomahawks.
Dies würde den Verlauf des Krieges nicht drastisch ändern, gleichwohl wäre die Symbolik massiv: Denn ohne US-Unterstützung, insbesondere bei der Zielerfassung, könnte die Ukraine solche Schläge wohl nicht bewerkstelligen.
Allerdings baut Trump den Druck auf Putin bereits auf: Es wird kein Zufall gewesen sein, dass Vertraute aus dem Dunstkreis des US-Präsidenten kürzlich dem Wall Street Journal mitteilten, dass die USA die Ukraine bereits jetzt bei der Zieldatenerfassung der Drohnenangriffe auf russische Raffinerien unterstützen.
Diese Angriffe setzen der russischen Wirtschaft zu, haben die Raffineriekapazitäten des Landes deutlich reduziert und zu einem starken Anstieg der Benzinpreise geführt. Wenngleich dadurch keine Proteste der Bevölkerung zu erwarten sind, schwächt es die russische Kriegswirtschaft dennoch stärker als noch Anfang August angenommen.
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