"Historischer Deal": Trump und Starmer als ziemlich beste Freunde

Es hat sich wohl ausgezahlt. Der Pomp, der Prunk und die elegante Prozession, mit denen das britische Königshaus Donald Trump am ersten Tag seines Staatsbesuchs umgarnt hatten, zeigten die erhoffte Wirkung: Am frühen Donnerstagnachmittag konnte der britische Premierminister Keir Starmer „das mit Abstand größte Investitionspaket“ des Landes vorstellen. Umgerechnet 288 Milliarden Euro wollen die beiden Länder gegenseitig investieren.
Es war der Moment, dem die britische Regierung mit angehaltenem Atem entgegengeblickt hatte, die gemeinsame Pressekonferenz nach einem Tag der Diplomatie in Keir Starmers offiziellem Landsitz Chequers im südenglischen Buckinghamshire.

Ungewöhnte Nähe zwischen Trump und Starmer bei der Pressekonferenz
Doch die beiden Landeschefs traten nicht nur mit einem entspannten Lächeln an die Rednerpulte, sie überschütteten einander mit Nettigkeiten. „Die Verbindung zwischen unseren beiden Ländern ist einzigartig“, sagte Donald Trump.
„Diese Partnerschaft hat die Kraft, Menschenleben zu retten“, ergänzte Keir Starmer, dessen schlechte Umfragewerte nahelegen, dass er diese Woche nicht nur Donald Trump, sondern auch die britische Bevölkerung von sich überzeugen muss.
15.000 neue Jobs
Und so wurde aufgelistet: Mit umgerechnet gut 100 Milliarden Euro will der US-Investor Blackstone die größte Investition in Großbritannien tätigen. Microsoft wird, wie bereits angekündigt, 25 Milliarden Euro ausgeben, und Google will um 5,7 Milliarden Euro ein Datenzentrum in Ostengland ausbauen. Insgesamt soll das in Großbritannien 15.000 neue Jobs schaffen.
Neben dem Technologiebereich gab es auch eine Übereinkunft im Energiesektor. Ein Nuklearabkommen wird es Unternehmen beider Länder ermöglichen, schneller Kernkraftwerke in Großbritannien zu bauen. England hat zuletzt wiederholt Atomkraft als die effektive, grüne Energielösung gefeiert.

Der weltgrößte Kran hilft beim Bau eines neues Atomkraftwerks.
Um die Abkommen abzusichern, war Donald Trump am Donnerstag noch einmal gebauchpinselt worden. Eine weitere Ehrenwache – in Anspielung auf Trumps Vorfahren samt schottischen Dudelsackspielern – hatte ihn Donnerstag Morgen vor dem Herrenhaus Chequers empfangen. Dann wurde Trump durch das Archiv seines Vorbilds Winston Churchill geführt. Und schließlich überreichte ihm Keir Starmer noch eine eigens angefertigte rote Box mit königlichem Wappen, die eigentlich britischen Ministerin vorenthalten ist.
Es war ein „einzigartiges Privileg“, hatte Trump schon Mittwochabend wissen lassen, als erster amerikanischer Präsident ein zweites Mal zum Staatsbankett geladen zu sein, und vielleicht, ja sogar hoffentlich, meinte er, als letzter.

Trump als Ehrengast beim Staatsbankett in Windsor Mittwochabend.
Jedes Detail an der prächtigen Tafel war auf ihn abgestimmt: Der Vintage Port stammte aus dem Jahr 1945 – eine Anspielung, dass Trump der 45. sowie 47. Präsident der Vereinigten Staaten ist; der Hennessy Grand Champagne Cognac stammte aus dem Jahr 1912, dem Geburtsjahr von Trumps Mutter Mary Anne, und als Aperitif gab es den eigens kreierten Cocktail Transatlantic Whiskey Sour.
Dem Whiskey zuliebe
Ein Drink, der dem schottischen First Minister John Swinney sauer aufgestoßen sein könnte. Seine Wandlung zeigt derzeit, wie sehr die britische Politik auf Trumps Wohlwollen angewiesen ist.
Noch im Februar hatte Swinney Trump „ethnische Säuberung“ in Gaza vorgeworfen. Im März, nach dem Aufeinandertreffen von Trump und Wolodimir Selenskij im Oval Office, erklärte Swinney, es sei „undenkbar“, dass Trumps Besuch stattfinden könnte. Mittwoch Abend saß er dann in seiner feinsten Abendgarderobe beim Staatsbankett.

Keir Starmer im Gespräch mit John Swinney beim Staatsbankett.
Der Preis des Protests war am Ende zu hoch. Schottland exportiert jährlich sehr viel Whiskey in die USA. Dieser Markt macht fast ein Fünftel aller schottischen Whiskey-Exporte aus und ist mit einem Wert von 1,2 Milliarden Euro 2024 der größte internationale Absatzmarkt.
Doch nicht alle machten diese Woche gute Miene zum charmanten Spiel. Sowohl Swinneys Pendant aus Nordirland, Sinn Feins Michelle O’Neill, als auch die walische Erste Ministerin Eluned Morgan von der Labourpartei blieben dem Abendessen fern.
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