„Sehr vernichtend“
Doch jetzt: Der eigens für Trumps Verfehlungen abgestellte Top-Ankläger Jack Smith bekommt von Barr goldene Kränze geflochten. Was Smith auf 49 Seiten Anklage wegen Verstoßes gegen das Spionage-Gesetz, Missbrauchs von Staatsgeheimnissen und Behinderung der Justiz zutage gefördert hat, „ist sehr, sehr vernichtend“, so Barr. Zusatz: „Wenn auch nur die Hälfte davon wahr ist, dann ist Trump Toast“, sagte der langjährige Republikaner auf Fox News – was so viel bedeutet wie erledigt.
Dass Trump und seine Gefolgsleute den Ex-Präsidenten als Opfer einer von Demokraten inspirierten Hexenjagd stilisieren, sei komplett „lächerlich“, empört sich Barr. Die Anklage sei im Detail „sehr solide“. Trump habe einen „sehr schweren Fehler“ begangen, indem er brisante Staatsgeheimnisse illegal unter anderem in Badezimmern und Ball-Sälen seines Privat-Domizils Mar-a-Lago aufbewahrte und seine eigenen Anwälte aufgefordert hat, die Existenz von Unterlagen etwa zu Atomwaffen zu vertuschen.
Die Reaktion seines Ex- Chefs fiel brachial aus. „Schalten Sie Fox News aus, wenn dieses feige Schwein auf Sendung ist“, rief Trump seinen Anhängern zu.
Die Episode steht symptomatisch für die Erregungskurve wenige Stunden, bevor Trump am Dienstagnachmittag gegen 15 Uhr in Miami vor Richterin Aileen Cannon erscheinen muss. Dort wird ihm die Anklage verlesen, die fast 40 einzelne Straftatbestände enthält.
Trump rief seine Anhänger zu massiven Protesten vor dem Gerichtsgebäude auf. Sonder-Ermittler Jack Smith sei „geistesgestört“, das Justizministerium ein „krankes Nest“, das man „reinigen“ müsse, erklärte Trump bei einer Veranstaltung in Georgia. Dort verstieg er sich zu der Formulierung, dass nun der „Endkampf“ beginne. Entweder werden die „Kommunisten gewinnen und Amerika zerstören – oder wir zerstören die Kommunisten.“
Bereits am Montag wurden die Sicherheitsvorkehrungen im Justiz-Viertel von Miami hochgefahren. Eine angekündigte Demonstration der rechtsextremistischen „Proud Boys“ hat die Behörden in Florida in Unruhe versetzt.
„Müsst an mir vorbei“
Dazu kommen unverhohlen Gewalt inspirierende Beiträge hochrangiger republikanischer Politiker. Kari Lake, Trump-hörige Ex-Kandidatin für den Gouverneurs-Posten in Arizona, sagte an die Adresse von Justizminister Merrick Garland und Sonder-Ermittler Jack Smith: „Wenn ihr Trump schnappen wollt, müsst ihr an mir vorbei und an 75 Millionen weiteren Amerikanern. Die meisten von uns sind Mitglieder der NRA.“ Also bewaffnet.
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Dazu passen Aussagen von republikanischen Kongress-Abgeordneten wie Andy Biggs: „Wir haben die Kriegsphase erreicht. Auge um Auge.“
Trump gibt sich trotzig und siegessicher. „Ich bin unschuldig“ und „Die Klage wird in sich zusammenfallen“ sind Sätze, die inflationär von ihm zu hören sind. Selbst wenn er vor Gericht stünde und verurteilt würde, werde er nicht weichen und seine inzwischen von rund 60 % der republikanischen Wählerschaft unterstützte Präsidentschaftskandidatur für 2024 weiterführen. Wie das funktionieren soll, könnte Trump am Dienstagabend in einer Rede in seinem Golfklub Bedminster erläutern.
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