Treffen mit Putin: "Trump hat sich wie ein Kind ausnutzen lassen"

US President Trump, Russian President Putin meet in Alaska
Die internationale Presse sieht Trumps Gipfeltreffen mit Russlands Präsidenten als "schrecklichen Fehler" und "peinlichen Misserfolg".

Internationale Medien kommentieren am Montag das zurückliegende Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sowie das bevorstehende Treffen zwischen Trump, dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskij und EU- und NATO-Spitzen.

  • Financial Times (London):

"Donald Trumps Gipfeltreffen mit Wladimir Putin in Alaska war ein peinlicher Misserfolg. Schlimmer noch, es war ein schrecklicher Fehler. Als Gegenleistung dafür, dass er einen russischen Staatschef, der im Westen bisher als Paria galt, wie einen Ehrengast behandelte, erhielt der US-Präsident nichts außer billiger Schmeichelei. Putin lehnte einen Waffenstillstand ab, der Trumps Hauptziel für das Treffen gewesen war, und hielt an seinen maximalistischen Zielen fest, die einer Kapitulation und Unterwerfung der Ukraine gleichkommen. (...)

Für die Europäer bedeutet dies, sich entschiedener gegen Trumps Annäherung an Putin zu wehren und gleichzeitig an jene Republikaner im US-Kongress und Mitglieder der Trump-Administration zu appellieren, die große Bedenken hinsichtlich des Fiaskos in Alaska und der Botschaft der Schwäche Amerikas haben, die damit an die Welt gesendet wird. Überdies muss Europa seine Ambitionen hinsichtlich der finanziellen und militärischen Unterstützung der Ukraine verstärken, unter anderem durch die Verwendung eingefrorener russischer Staatsvermögen."

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  • The Irish Times (Dublin):

"Trumps Verbeugung vor Putin untergräbt die Einheit des Westens, schwächt die Verhandlungsposition der Ukraine und signalisiert Moskau, dass Aggression sich auszahlt. Das ist keine Diplomatie im Dienst des Friedens. Es ist Theater im Dienst der Eitelkeit. Die Kosten werden nicht in Schlagzeilen gemessen, sondern in ukrainischen Menschenleben und in der weiteren Erosion des Vertrauens zwischen den USA und ihren Verbündeten. Was sich in Alaska abspielte, war keine Staatskunst. Es war Beschwichtigungspolitik."

  • Les Dernières Nouvelles d'Alsace (Straßburg):

"(...) Allgemeiner gesagt und vereinfacht ausgedrückt: Steht Donald Trump auf der Seite der 'Koalition der Willigen', einem Zusammenschluss von 31 Ländern in Europa und weltweit, der im März gegründet wurde, um die Ukraine zu unterstützen, oder hat er sich entschieden, sich auf die Seite Wladimir Putins zu stellen? Will er Frieden um den Preis einer Kapitulation der Ukrainer nach mehr als drei Jahren Widerstand, unter Missachtung internationaler Regeln und der Sicherheit auf dem europäischen Kontinent?

Denn es ist eine Tatsache, dass Wladimir Putins Verpflichtungen nur für diejenigen gelten, die sie hören wollen; die Ereignisse nach der Annexion der Krim im Jahr 2014 und der verdeckte Krieg im Donbass bis zur Invasion im Februar 2022 haben dies bewiesen.

Am Montag werden wir erfahren, auf welcher Seite Donald Trump steht, wir werden erfahren, ob die Europäer mit einer Stimme sprechen, ob die 'Koalition der Willigen' in Washington Gehör finden kann. Am Montag werden wir erfahren, ob Präsident Trump versucht ist, der freien Welt den Rücken zu kehren. Es wird die Stunde der Wahrheit sein."

  • Neatkariga Rita Avize (Riga):

"Ein seltsames Treffen. Geplant waren ein sechsstündiges Treffen, Mittagessen und Arbeitsgruppentreffen mit den Finanz- und Verteidigungsministern. Doch es gab nur den roten Teppich für den Kriegsverbrecher Putin, eine Fahrt in Trumps Limousine und eine belanglose Pressekonferenz. In diesem Fall kann man kaum von irgendeinem Sieg Russlands reden. Nun reist eine Delegation europäischer Staats- und Regierungschefs in die USA, um Selenskij bei seinen Gesprächen mit Trump zu unterstützen, der nicht einmal Lust hat, sich mit ihnen zu treffen. Es scheint, als würde es in diesem militärischen Zirkus keine Gewinner geben. Die Welt ist verrückt geworden."

  • Rzeczpospolita (Warschau):

"Historische Analogien sind riskant, aber wenn ich von dem wütenden Angriff der Russen auf Pokrowsk am Tag nach dem 'bedeutenden Fortschritt' in Richtung Frieden höre, den US-Präsident Donald Trump in Anchorage verkündet hat, verschlägt es mir die Sprache. Und ich fürchte, dass der US-Präsident, der Polen gegenüber respektvoll ist, sich wie ein Kind hat ausnutzen lassen.

Viele haben in dieser Frage keine Zweifel; das Treffen in Alaska wurde bereits als 'neues Jalta' bezeichnet. Ich glaube jedoch, dass es noch nicht zu spät ist und wir genug Kraft haben, um uns zu wehren. Putins Worte, er hoffe, Europa werde die Pläne für ein Abkommen nicht als Provokation betrachten, sind eindeutig. Wir haben noch ein wenig Zeit, um selbst stärker zu werden, um die NATO zu stärken und Entschlossenheit zu zeigen, trotz des Klimas des Verrats, das uns umgibt. Denn der Verrat an der Ukraine ist auch ein Verrat an Polen und der gesamten Region Mitteleuropa."

  • Magyar Nemzet (Budapest):

"Ihre Wunden leckend, beharrten die EU-Staats- und Regierungschefs darauf, wie falsch diese Verhandlungen (in Alaska) waren, da sie wüssten, was der russische Präsident will, wobei der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij die Schlüsselrolle spiele. Auch die Hohe Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, Kaja Kallas, schüttelte den Kopf - ihrer Meinung nach wolle Putin keinen Frieden. Es tut weh, aber gerade die EU-Staats- und Regierungschefs waren diejenigen, die in Alaska am meisten verloren haben, weil sie die Ereignisse nur im Fernsehen verfolgten (anstatt selbst dabei zu sein).

Europa, das an Gewicht verloren hat, kann zwar lautstark seine eigenen Lösungsvorschläge herausposaunen, bei denen es immer heißt, dass mehr Waffen als bisher in die Ukraine geliefert werden müssten - aber kaum jemand schenkt diesen Sprüchen mehr Beachtung. Die wirklich Großen brauchen diese zappeligen, ideologisch völlig verlorenen Kurzzeit-Streber (die EU-Staaten) nicht, die sich ihrer eigenen Interessen nicht einmal bewusst sind. Ohne sie ist der Friedensprozess viel einfacher durchzuführen.

  • Wall Street Journal (New York):

"Damit Garantien eine wirklich abschreckende Wirkung haben, müssten sie ausländische Truppen in der Ukraine beinhalten. Kiew müsste in der Lage sein, sein Militär und seine Rüstungsindustrie auszubauen. Die USA müssten Geheimdienstinformationen und Luftstreitkräfte bereitstellen, um die Bodentruppen zu unterstützen. Es ist unklar, ob Trump oder Putin dem zustimmen würden, und ohne eine bedeutende Rolle der USA könnten die europäischen Staats- und Regierungschefs nicht bereit sein, Truppen zu entsenden.

Es ist ermutigend, dass Trump Wolodymyr Selenskij für Montag zu einem Treffen ins Weiße Haus eingeladen hat und dass die europäischen Staats- und Regierungschefs sich ihnen anschließen werden. Vielleicht können sie Putins Lügen darüber, wer den Krieg begonnen hat und welche Sicherheitsgarantien zu seiner Beendigung erforderlich sind, entkräften. Doch in Wirklichkeit weiß niemand, was der US-Präsident tun oder sagen wird.

Die Europäer und die Ukraine haben jedoch Einfluss. Trump würde einen enormen politischen Preis zahlen, wenn er die Ukraine im Stich lässt oder versucht, ein Abkommen zu Putins Bedingungen durchzusetzen. Der Präsident kann so viel sagen, wie er will - dass dies Joe Bidens Krieg sei, nicht seiner. Doch ob es ihm gefällt oder nicht, was als Nächstes passiert, hängt von ihm ab. Eine Niederlage der Ukraine wird für den Rest seiner Präsidentschaft im Inland und in der ganzen Welt nachhallen."

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