US-Historiker Timothy Snyder: Auch Stabilität Österreichs gefährdet

US-Historiker Timothy Snyder: Auch Stabilität Österreichs gefährdet
Der US-Historiker sieht die Demokratie in den USA und weltweit vor eine große Probe durch Donald Trump gestellt.

Der Historiker und Professor an der Yale-University Timothy Snyder verfolgt den US-Präsidentschaftswahlkampf genau. Wie er im Interview in der ZIB 2 von Donnerstag erklärte, gehe es um nicht weniger als um den Erhalt der Demokratie weltweit.

Nach großen Unstimmigkeiten innerhalb der demokratischen Partei ob der abermaligen Kandidatur des amtierenden Präsidenten Joe Biden sprach sich Snyder nicht gegen diesen aus. Er konkretisierte: "Ich glaube, Biden kann gewinnen, ich glaube aber auch andere können gewinnen. Die demokratische Partei muss das jetzt entscheiden".

Snyder: "Biden kann gewinnen"

Donald Trump und die Beziehung zu Russland

In der medialen Berichterstattung rund um den Wahlkampf bemängelte der Experte, dass mit zweierlei Maß gemessen werde. Die Performance von Biden beim Fernsehduell gegen Donald Trump sei schlecht gewesen, jedoch tätige Trump regelmäßig faschistische und inkohärente Aussagen, die von den Medien im Vergleich weniger stark ins Visier genommen werden.

Die Beziehung Trumps zu Russland sei außerdem potenziell gefährlich für den Westen, denn der ehemalige US-Präsident sei "wenn man so möchte, abhängig von ihm". Wird Trump wiedergewählt, werde es nach der Wahl wohl eine Zeit geben, in der sich die USA aus der Außenpolitik zurückzieht. Das wäre nicht nur für die Ukraine, sondern für ganz Europa und auch für Österreich schlecht.

Atomare Verbreitung aufhalten

Es sei von immenser Bedeutung, dass die Ukraine den Krieg gewinnt, das könne nur passieren, indem sie russische Angriffe zurückschlage und deren Infrastruktur beschädige. Es geht in der Auseinandersetzung um Reichweite, Logistik und Kriegsregeln. Russland werde nicht einfach aufhören, sondern es werde taktische Verwirrungen geben. Snyder sprach im Interview von einer radikalen Absicht des Kreml: "Russland will die Ukraine zerstören."

Eine Niederlage Russlands würde auch die atomare Verbreitung aufhalten und China in die Schranken verweisen, "ansonsten zählt nurmehr die Macht". Auch die Stabilität Österreichs wäre durch eine Eroberung der Ukraine gefährdet, da diese sehr stark von einer Rechtsstaatlichkeit abhänge.

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