Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha treibt Menschen in die Flucht

Thailand and Cambodia exchange heavy artillery fire as border battle expands
Dritter Tag im blutigen Streit um den Grenzverlauf. Kambodscha fordert Waffenstillstand. Human Right Watch erinnert an humanitäres Völkerrecht

So schnell kann es im Urlaubsparadies vorbei sein mit Ruhe und Frieden. Der neu ausgebrochene Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha hat nach Angaben internationaler Agenturen mittlerweile 33 Menschen das Leben gekostet und in beiden Ländern zusammen mindestens 160.000 Zivilisten in die Flucht getrieben. 

Vor allem wollen die vielen kambodschanischen Arbeiter in Thailand in ihre Heimat zurück und strömen Richtung Grenze. Die Arbeitsmigranten fühlen sich in der eskalierenden Situation nicht mehr sicher. Im Internet war von einem "Massenexodus" die Rede. Kambodschas Regierung zufolge lebten und arbeiteten 2024 mehr als 1,2 Millionen Kambodschaner in dem Nachbarland.

Der jahrzehntealte Konflikt war am Donnerstag neu entbrannt. Beide Seiten beschuldigen den jeweils anderen, mit den Angriffen begonnen zu haben.

Mittlerweile ist auch die Marine involviert sowie eine neue Front eröffnet worden. Und zwar weiter südlich, speziell in der thailändischen Provinz Trat, berichtete die Zeitung Khaosod unter Berufung auf das Militär.

Der Konflikt hat vielschichtige Ursachen. Oft genannt wird der Streit um den Hindu-Tempel Prasat Preah Vihear genannt, der seit 2008 zum Weltkulturerbe der Unesco gehört. Beide Länder beanspruchen den Tempel aus dem 10. bis 12. Jahrhundert für sich. 

Die beiden Länder trennt eine mehr als 800 Kilometer lange Grenze, deren Verlauf noch in der Kolonialzeit festgelegt wurde, aber von den beiden Ländern jeweils unterschiedlich interpretiert wird. In der Vergangenheit kam es mehrmals zu blutigen Konflikten, zuletzt im Jahr 2011.

Kambodscha forderte nach einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates in New York "eine sofortige, bedingungslose Waffenruhe und eine friedliche Lösung des Konflikts". Thailand könne Kambodscha nicht glaubwürdig vorwerfen, angegriffen zu haben, da dessen Armee nur ein Drittel so groß sei wie die Thailands, sagte der kambodschanische UN-Botschafter Chhea Keo.

Die Organisation Human Rights Watch rief beide Länder dazu auf Zivilisten und zivile Infrastruktur unbedingt zu schützen. "In nur zwei Tagen haben Kämpfe entlang der kambodschanisch-thailändischen Grenze Zivilisten, darunter auch Kinder, getötet und verletzt sowie medizinische Einrichtungen sowie religiöse und kulturelle Stätten beschädigt", teilte John Sifton, Asien-Direktor der Menschenrechtsorganisation, mit. Beide Seiten müssten das humanitäre Völkerrecht aber unbedingt schützen, forderte er.

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