Mehr als 80 Tote in Texas: Hätte die Flutkatastrophe verhindert werden können?

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Während die Suche nach Vermissten in Texas weitergeht, werden die Schuldzuweisungen lauter. Warum sind so viele Menschen den Fluten zum Opfer gefallen?

Dass Devyn Smith noch lebt, grenzt an ein Wunder. Die junge Frau war zum US-Nationalfeiertag mit ihrer Familie am Ufer des Guadalupe River zelten. In der Nacht zum Freitag wurde die Gruppe vom stark anschwellenden Pegel des Flusses überrascht. Smith wurde von den Wassermassen mitgerissen – erst nach 24 Kilometern flussabwärts konnte sie sich an einem Baum festklammern. Stunden später kam Hilfe.

Eine Jahrhundertflut hat am 4. Juli den Landkreis Kerr County im US-Bundesstaat Texas überrollt. Mindestens 80 Menschen kamen ums Leben, viele gelten noch immer als vermisst. Während die Rettungsarbeiten weitergehen, werden Schuldzuweisungen laut: 

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Die Wassermassen des Guadalupe River sorgten in Zentraltexas für Verwüstung

Nur Warnung per SMS

Texanische Behörden werfen dem nationalen Wetterdienst NWS vor, zu spät und unzureichend vor dem Starkregen gewarnt zu haben. Tatsächlich war im Vorfeld nur von leichtem Hochwasser die Rede gewesen. In einer Region, die als „Flash Flood Alley“ bekannt ist, findet das kaum Beachtung. Erst um vier Uhr morgens in der Nacht auf Freitag wurde per SMS vor „lebensgefährlichen Fluten“ gewarnt. Doch viele erreichte die Nachricht zu spät – oder gar nicht.  In dem ländlichen Landkreis ist der Mobilfunkempfang schlecht.

Der Wetterdienst weist die Schuld von sich. Die gewaltige Regenmenge sei kaum vorhersehbar gewesen, erklärt ein ehemaliger Leiter in der New York Times. Womöglich habe es aber bei der Abstimmung mit dem örtlichen Katastrophenschutz gehapert. 

Stellen wurden abgebaut

Auch der NWS – ebenso wie die Klimabehörde NOAA und die Katastrophenschutzbehörde Fema – fiel schließlich dem radikalen Personalabbau unter Präsident Donald Trump und Ex-Berater Elon Musk zum Opfer. Medienberichten zufolge wurden 600 NWS-Stellen gekürzt, wobei viele langjährige Mitarbeiter ihre Posten räumten.  

Die verbliebenen Teams arbeiteten unterbesetzt – und ohne ausreichend Zeit für koordinierte Warnungen. Am Unglückswochenende sollen zentrale Stellen, etwa die von leitenden Hydrologen und Meteorologen, unbesetzt gewesen sein.

 Viele Finger zeigen seit dem Wochenende auch auf das de facto nicht existente Hochwasserwarnsystem im stark betroffenen Kerr County. Trotz früherer Fluten gibt es weder Pegelanzeigen noch Sirenen – aus Kostengründen. Laut The Texas Tribune sei erst vor Kurzem ein Gesetzentwurf zur Verbesserung der Katastrophenhilfe gescheitert. Nun kündigten die Behörden an, die Notfallmaßnahmen zu überprüfen.

Anschaffung diskutiert

Das Weiße Haus wies die Kritik am Stellenabbau als „widerlich“ zurück. Wenn, sei die Biden-Administration für Versäumnisse im Katastrophenmanagement verantwortlich, tobt Trump, der am Freitag in das Krisengebiet reisen will. Mit einer Katastrophenfallerklärung sicherte er weitere Bundeshilfen zu. 

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Die Suche nach Opfern lief am Wochenende weiter auf Hochtouren.

Suche nach Vermissten läuft weiter

Vier Tage nach der Flut schwindet die Hoffnung, Überlebende zu finden, indes zunehmend. Das Sommercamp Mystic meldete am Montag  27 Tote. Viele Angehörige hoffen weiterhin auf Wunder. Wohl auch Devyn Smith, die nach ihrer Rettung in ein Spital gebracht wurde. Von ihrer Familie fehlte bis zuletzt jede Spur.

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