Rekordzahl an Vertriebenen weltweit, aber auch neun Millionen Rückkehrer

Sudanesische Flüchtlinge in einem Behelfslager im Tschad
Der "Global Trends"-Bericht des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) für 2024 zeigt, dass im vergangenen Jahr 9,8 Millionen Menschen in ihre Herkunftsorte zurückkehrten. Darunter waren 1,6 Millionen Flüchtlinge - die höchste Zahl seit über 20 Jahren. Besonders viele Rückkehrende waren Syrer und Syrerinnen. Knapp zwei Millionen Menschen dürften seit dem Sturz des Assad-Regimes im vergangenen Dezember heimgekehrt sein.
Weltweit mehr Vertriebene
Trotz dieses Lichtblicks erreicht die weltweite Zahl der Menschen, die vor Krieg, Verfolgung und Gewalt fliehen mussten, einen neuen Höchststand. Der Bericht zeigt, dass bis Ende April 2025 rund 122,1 Millionen Menschen gewaltsam vertrieben wurden. Das sind über zwei Millionen mehr, als im Vorjahr. Gleichzeitig warnt UNHCR vor der größten Finanzierungskrise in seiner 75-jährigen Geschichte.
Hauptursachen für den Anstieg sind anhaltende und neue Konflikte in Ländern wie dem Sudan, Myanmar und der Ukraine. Mit 14,3 Millionen Menschen, kommen die meisten Vertriebenen aus dem Sudan.
Gut ein Drittel der insgesamt Vertriebenen überquerte internationale Grenzen und gilt offiziell als Flüchtling. Diese Zahl blieb relativ stabil. Stärker stieg die Zahl der Binnenvertriebenen, also der Menschen, die innerhalb ihres Landes auf der Flucht sind: um 6,3 Millionen auf insgesamt 73,5 Millionen.
Finanzielle Schieflage bei Hilfsprogrammen
"Die internationale Gemeinschaft darf nicht länger zusehen, wie die humanitären Mittel schrumpfen, während das Leid wächst", sagte UN-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi und sprach damit die finanzielle Schieflage von UNHCR an. Obwohl globale Krisen zunehmen, stagniert das UNHCR-Budget auf das Niveau von 2015. Konsequenz sind gekürzte Programme.

UN-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi
Weniger Asylanträge in Österreich
In Österreich ging die Zahl der Asylanträge deutlich zurück: von über 56.000 (2023) auf 22.254 im Vorjahr. Während nationale Zahlen sinken, rückt die Rolle wohlhabender Staaten in den Fokus: Mehr als zwei Drittel aller Flüchtlinge leben in Nachbarländern ihrer Herkunftsstaaten. Rund 23 Prozent finden sich sogar in den ärmsten Weltstaaten wieder. Nur ein Bruchteil gelangt nach Europa.
Appell an die Weltgemeinschaft
Grandi bezeichnete die aktuelle Lage als "fragil und von großem menschlichen Leid geprägt" und forderte die internationale Gemeinschaft zum Handeln auf: "Wir müssen unsere Anstrengungen verdoppeln, um Frieden zu schaffen".
UNHCR fordert dringend eine verstärkte Finanzierung seiner Programme sowie Investitionen in Aufnahmeländer, insbesondere im globalen Süden. Es gehe nicht nur um humanitäre und regionale Notwendigkeiten, sondern auch um globale Sicherheit.
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