Angriff auf Geburtsklinik: Hunderte Tote, "Szenen eines Völkermords"

Angriff auf Geburtsklinik: Hunderte Tote, "Szenen eines Völkermords"
In dem Saudi Maternity Hospital in der Großstadt Al-Fashir im Sudan sind 460 Menschen getötet worden. Die WHO ist "zutiefst schockiert".

Im Sudan sind bei einem Angriff auf eine Geburtsklinik in der jüngst von der RSF-Miliz eroberten Stadt Al-Fashir nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als 460 Menschen getötet worden. In dem Saudi Maternity Hospital in der Großstadt seien "Patientinnen und deren Begleitpersonen" getötet worden, erklärte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Die WHO sei "entsetzt und zutiefst schockiert" angesichts des Angriffs.

Die sudanesische Regierung von Militärmachthaber Fattah al-Burhan warf den RSF-Kämpfern vor, in Al-Fashir Moscheen und das Rote Kreuz unter Beschuss genommen zu haben. Am Dienstag hatten pro-demokratische Aktivisten im Sudan der RSF vorgeworfen, in der gleichen Klinik Verletzte getötet zu haben, die gerade behandelt worden seien.

"Szenen eines Völkermords"

Die Miliz "Rapid Support Forces" (RSF) hatte die Stadt Al-Fashir im Westen des Sudan am Sonntag eingenommen. Am Montag bestätigte Sudans Militärherrscher al-Burhan den Rückzug der Armee aus der Stadt. Die Afrikanische Union (AU) warnte in der Folge vor "Kriegsverbrechen und ethnisch motivierten Morden".

Die sudanesische Armee warf der RSF-Miliz die Hinrichtung von mehr als 2.000 unbewaffneten Zivilisten vor. Augenzeugen, die aus der Stadt geflohen waren, berichteten der Nachrichtenagentur AFP von "Szenen eines Völkermords" in Al-Fashir.

Bei dem im April 2023 entbrannten Konflikt im Sudan stehen sich die Armee von Militärherrscher al-Burhan und die RSF-Miliz seines früheren Stellvertreters Mohamed Hamdan Daglo gegenüber. Seither wurden bei den Kämpfen zehntausende Menschen getötet, rund zwölf Millionen Menschen mussten aus ihren Heimatregionen fliehen. In dem nordostafrikanischen Land herrscht nach Einschätzung der UNO die schwerste humanitäre Krise der Welt.

Die Ärzte warfen der RSF einen "Genozid" der nicht arabischen Bevölkerung im Land vor. Unter "Genozid" (Völkermord) versteht man die gezielte und systematische Vernichtung einer Gruppe aufgrund ihrer Nationalität, Ethnie oder Religion, entweder ganz oder teilweise. Justin Lynch, Sudan-Forscher und Geschäftsführer der Conflict Insights Group, sagte dem US-Sender CNN, die Einnahme von Al-Fashir durch die RSF könnte der Beginn eines Massakers an Zivilisten sein.

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