Ehefrau von Julian Assange: Sein Überleben steht auf dem Spiel
Die Frau von Wikileaks-Gründer Julian Assange hat sich wenige Tage vor einem Gerichtstermin in London erneut für dessen Freilassung eingesetzt und vor einer drohenden Auslieferung an die USA gewarnt.
"Am Montag haben wir die entscheidende Anhörung. Julian ist nur noch eine Entscheidung davon entfernt, ausgeliefert zu werden", sagte Stella Assange am Mittwoch in der britischen Hauptstadt.
Suizidrisiko
Auf die Frage, wie es ihrem Mann gehe, antwortete sie, er stehe unter enormem Druck. Julians psychischer Zustand sei wie bekannt besorgniserregend. Sein Überleben stehe auf dem Spiel. Vor Gericht sei bereits dargelegt worden, dass ein Suizidrisiko bestehe.
Die US-Regierung will dem Australier wegen Spionagevorwürfen den Prozess machen. Ihm drohen in den USA bis zu 175 Jahre Haft. Washington wirft ihm vor, mit der Whistleblowerin Chelsea Manning geheimes Material von Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan gestohlen, veröffentlicht und damit das Leben von US-Informanten gefährdet zu haben. Assanges Unterstützer sehen ihn hingegen als Journalisten, der wegen Aufdeckung von US-Kriegsverbrechen ins Visier der US-Justiz geraten ist.
Diplomatische Lösung?
Am Montag wird in London erneut über die Frage verhandelt, ob Assange im Kampf gegen seine Auslieferung doch noch ein Berufungsverfahren zusteht. Sie halte es für wahrscheinlich, dass an dem Tag eine Entscheidung falle, sagte Stella Assange. Sollte das Gericht Assanges Antrag ablehnen, würden sie den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) einschalten.
US-Präsident Joe Biden hatte zuletzt mit einer knappen Bemerkung Hoffnung auf eine diplomatische Lösung genährt. Auf die Frage, ob die USA ein australisches Ersuchen prüfen wollten, die Strafverfolgung gegen Assange einzustellen, sagte er: "Wir erwägen das."
Eine Vertreterin der Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) appellierte an Biden, er habe die Chance, der Präsident zu sein, der den Fall beende und im Sinne der Pressefreiheit handle. Assanges Anwältin Jennifer Robinson sagte, sie arbeiteten eng mit dem australischen Premierminister Anthony Albanese zusammen.
Auf die Frage, ob die Familie im Falle einer Freilassung vorhabe, nach Australien zu ziehen, antwortete Stella Assange: "Ich werde Julian folgen, wo auch immer er hingeht, und wo auch immer er in Sicherheit ist."
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