Keine klaren Regeln
In Spanien ist Prostitution nicht verboten, sie war bisher aber auch nicht klar geregelt. Sie war weder illegal noch offen erlaubt, weswegen Prostituierte in Spanien kaum Rechte haben. Die aktuelle Regierung unter Pedro Sánchez will das ändern und vor allem aktiv werden – auch ohne Anzeige der Betroffenen.
Für Elizabeth kommt diese Hilfe zu spät. Sie ist jetzt 21 Jahre alt und war so mutig, gegen ihre Peiniger vor Gericht auszusagen. Jetzt will die Mutter zweier kleiner Kinder wieder auf eigenen Beinen stehen – sie bemängelt aber, dass sie dafür nicht ausreichen Unterstützung vom Staat erhalte.
Der spanische Film "Princesas" von Fernando León de Aranoa (2005) beschreibt die Tristesse von Prostituierten in Spanien, vor allem jene von Migrantinnen, von denen viele keinen Aufenthaltstitel haben. Viel habe sich seit damals nicht geändert, meint Conrado Giménez, Gründer der Stiftung Madrina in Madrid. Er setzt sich für Frauen wie Elizabeth ein, die nun ihre Papiere hat und in Spanien bleiben darf. Giménez hilft ihnen, andere Jobs und Ausbildungsmöglichkeiten zu finden, ihre Kinder auszutragen und zu versorgen, vermittelt den Frauen ein sicheres Zuhause und kämpft gegen die Mafia.
Von einem Teil der Presse wird er als ultra-konservativ beschrieben, hilft aber dort, wo die Gesellschaft wegschaut – darunter auch die Kirche. "Sie stützt indirekt diese Strukturen, weil es keinen adäquaten Sexualunterricht in den religiösen Schuleinrichtungen in Spanien gibt", sagt Frauenrechtlerin Encarna Bodelón von der Organisation Antígona in Barcelona.
Im Nachbarland verboten
Wer einmal in Jonquera an der Grenze zu Frankreich war, wo es legale Massen-Bordelle gibt, versteht das Problem: Während Sex-Clubs auf der anderen Seite schon seit 1946 verboten sind, wird in Spanien erst jetzt über ein Ende nachgedacht. Derzeit sind es vor allem die Konservativen (PP), die den Gesetzesvorschlag der Linksregierung zu einem Verbot der Prostitution unterstützen. Für Bodelón ist das jedoch der falsche Weg: "Natürlich muss es eine Strafverfolgung geben, aber viel wichtiger ist es, den Frauen zu helfen, Alternativen zu finden. Sie haben meist Kinder und brauchen das Geld. Wer aber stellt eine Ex-Prostituierte ein?"
Beatriz Beseler, Sprecherin von Médicos del Mundo, glaubt, dass es absolut notwendig sei, endlich klare Regeln aufzustellen. Sie ist einverstanden, dass die Betreiber der vielen "Puticlubs" (Bordelle) an den Autobahnen, an der Küste und in den Dörfern verboten werden: "Es darf kein organisiertes Geschäft sein, wo Frauen von Männern ausgenutzt werden."
Bodelón glaubt jedoch, dass Spanien Prostitution nicht von einen Tag auf den anderen verbieten könne, ohne den Frauen eine Alternative anzubieten: "Sonst besteht die Gefahr, dass alles noch mehr in die Illegalität abrutscht und es den Frauen noch schlechter geht."
Elizabeth hofft jedoch auf ein klares Zeichen der spanischen Gesellschaft: "Ich bin für eine konsequente Strafverfolgung der Zuhälter." Sie hofft, dass dann weniger in die grausame Falle der Schlepper tappen.
Kommentare