Spanien fordert von Italien Auslieferung von Carles Puigdemont

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Früherer katalanischer Regierungschef wurde heute auf Sardinien festgenommen. Demos in Barcelona.

Nach der Festnahme des früheren katalanischen Regierungschefs Carles Puigdemont auf Sardinien fordert Spanien dessen Auslieferung. Puidgemont müsse sich den Gerichten stellen, erklärte das Büro des spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sanchez am Freitag. Noch im Laufe des Tages steht eine Anhörung Puidgemonts vor einem italienischen Gericht an. Ob der Richter über eine Auslieferung aus Italien entscheidet, ist jedoch unklar.

Spanien will Puigdemont wegen seiner Rolle bei einem katalanischen Unabhängigkeitsreferendum den Prozess machen. Ihm wird vorgeworfen, die von der spanischen Justiz als illegal eingestuften Abstimmung 2017 mitorganisiert zu haben. Puigdemont lebte zuletzt im selbst gewählten Exil in Belgien, das sich stets geweigert hat, den Katalanen auszuliefern.

Bei Ankunft Festnahme

Nach Sardinien war Puigdemont nach Angaben seines Büros gereist, um eine Ausstellung zu besuchen und den Regionalpräsidenten der Insel zu treffen. Bei der Ankunft am Flughafen sei er von der italienischen Grenzpolizei festgenommen worden, erklärte sein Anwalt. Grundlage sei ein 2019 ausgestellter europäischer Haftbefehl gewesen, der aber ausgesetzt sei. Das Europäische Parlament hatte Puigdemonts Immunität als EU-Abgeordneter im März aufgehoben.

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Vor dem italienischen Konsulat in Barcelona wurde spontan demonstriert

Die Festnahme führte umgehend zu Protesten in Italien und in Spanien. Hunderte Menschen versammelten sich am Freitag vor dem italienischen Konsulat in Barcelona, um gegen die Festnahmen zu protestieren. Wie spanische Medien berichteten, schwenkten Demonstranten die katalanische Fahne und forderten die Freilassung des eigentlich in Belgien lebenden katalanischen Separatisten.

Eine Gruppe sardischer Separatistin versammelte sich mit ihren Fahnen auch vor dem Justizpalast der Stadt Sassari auf Sardinien, in dem am Freitag beschlossen werden soll, ob in dem am Freitag beschlossen werden soll, ob Puigdemont in Untersuchungshaft bleibt. "Freiheit für Kataloniens politische Gefangene", war auf einem Spruchband zu lesen. Die Demonstranten erklärten sich über Puigdemonts Festnahme "empört" und sprachen von schweren Verletzungen der Menschenrechte und der Meinungsfreiheit.

Die Anhänger der Gruppe "Indipendentzia repubblica de Sardinia" fordern die Unabhängigkeit Sardiniens von Italien. Sie werfen der Regierung in Rom vor, ihre Kultur und ihre Sprache, Sardisch, zu unterdrücken. Viele katalanische und spanische Einflüsse sind im Sardischen wiederzufinden.

Belastend für Gespräche

Die Festnahme dürfte die erst vor kurzem wieder aufgenommen Dialoggespräche zwischen der spanischen Zentralregierung und der nach Unabhängigkeit strebendenden Regionalregierung in Barcelona stark belasten. Kataloniens separatistischer Regierungschef Pere Aragones kritisierte die Festnahme auf Twitter als "illegal" und beklagte, die "Repression nimmt nicht ab".

Aragones machte für die Verhaftung seines Vorgängers direkt die spanische Zentralregierung des sozialistischen Premiers Pedro Sanchez verantwortlich. "Die Amnestie ist der einzige Weg" und "das Selbstbestimmungsrecht die einzige Lösung", so Aragones am Donnerstagabend.

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