Drama in Gaza: Falsche Leichenübergabe schürt Kriegsängste

Provisorischer Markt in Gaza - Menschenmassen
Die Übergabe der israelischen Geiselleichen verzögert sich - die Hamas übergab auch falsche sterbliche Überreste. Ärger in Israel.

Nach den ersten vier Leichen in Gaza gestorbener Geiseln übergab die Terrororganisation am Dienstagabend weitere vier Körper. Doch bald stellte sich heraus, dass einer der Leichname „zu keiner der Geiseln passt“, bestätigte das israelische Militär. In Israel sorgte dies für große Empörung.

Schon einmal, im Februar, hatte die Hamas falsche sterbliche Überreste übergeben: Statt der Leiche der israelischen Geisel Shiri Bibas sowie ihrer beiden Kinder hatte die Terrororganisation die Leiche einer Palästinenserin überstellt. Erst einige Tage später wurden die echten sterblichen Überreste der zweifachen Mutter übergeben.

Zwanzig lebende Geiselen waren am Montag nach zweijährigem Martyrium in Gaza nach Israel heimgekehrt, insgesamt 28 Leichen muss die Hamas übergeben. Im Gegenzug soll Israel 360 Leichen von im Gazakrieg getöteten Palästinensern übergeben – die ersten 45 kamen gestern in Gaza an.

Dass die Übergabe vonseiten der Hamas so stockend verläuft, begründet die Hamas damit, dass sie gar nicht alle Orte kenne, wo die Leichen zu finden seien.

Internationale Sucher

Diese Schwierigkeit scheint selbst das Waffenstillstandsabkommen zwischen Gaza und Israel einzuräumen: So soll die Hamas alle Informationen über den Verbleib der Leichen, die sie nicht finden kann, an internationale Vermittler weitergeben – und diese könnten dann ermitteln. Zudem verlangte sie schwere Bergungsgeräte: Einige Leichen der Geiseln seien unter Trümmern begraben und ohne Maschinen nicht zu bergen.

Palestinian lives amid a ceasefire between Israel and Hamas, in Gaza City

Doch die langsame Übergabe der Leichen ärgert nicht nur Israel, sondern schürt auch bei vielen Palästinensern die Angst, dass der Krieg schon wieder bald ausbrechen könnte.

Israel drohte bereits damit, den Grenzübergang nach Rafah in Ägypten wieder zu schließen und die Hilfslieferungen nach Gaza wieder einzuschränken.

Entwaffnung

Für US-Präsident Donald Trump hat indessen die geforderte Entwaffnung der Terrorgruppe Hamas Priorität: „Sie werden sich entwaffnen, oder wir werden sie entwaffnen“, warnte er, „und das wird schnell und vielleicht gewaltsam geschehen.“ Eine öffentliche Zusage der Hamas, dass sie ihre Waffen abgeben wird, liegt allerdings noch immer nicht vor.

Im Gegenteil hat die Terrorgruppe damit begonnen, in Gaza „israelische Kollaborateure“ und Mitglieder verfeindeter Clans hinzurichten. Daran scheint sich Trump nicht zu stoßen: „Die Hamas hat gegen sehr, sehr schlimme Banden“ durchgegriffen, sagte Trump. „Das hat mich nicht groß gestört, um ehrlich zu sein. Das ist ok.“ Ingrid Steiner-Gashi

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