Scholz sorgt mit Äußerungen zum Kosovo für Empörung in Belgrad

Deutschlands Kanzler Scholz (l.), Serbiens Präsident Vucic
Präsident Vucic: Reagieren nicht auf Druck und Drohungen.

Mit Äußerungen zur Anerkennung des Kosovo hat der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz in Belgrad für Empörung gesorgt. Bei seinem Besuch am Freitagvormittag in Pristina, der Hauptstadt des Kosovo, hatte Scholz zu den Bemühungen des Kosovos und Serbiens um einen EU-Beitritt gesagt: "Ein Abkommen muss am Ende auch die Frage der Anerkennung Kosovos klären; denn es ist nicht vorstellbar, dass zwei Länder, die sich gegenseitig nicht anerkennen, Mitglieder der EU werden."

Darauf reagierte der serbische Präsident Aleksandar Vucic nach einem Treffen mit Scholz in Belgrad heftig: "Damit Sie es verstehen können: Wir reagieren nicht auf diese Art und Weise auf Druck, wobei uns jemand droht und dann muss man etwas machen." Aus der EU habe er "heute erstmals gehört, dass eine gegenseitige Anerkennung gefordert ist".

Auf die Empörung Vucics reagierte Scholz in der gemeinsamen Pressekonferenz gelassen. Er habe "etwas gesagt, was offensichtlich ist. Vielleicht hilft das ja."

Serbien, das das Kosovo als abtrünnige Provinz betrachtet, wolle "auch die territoriale Integrität" wie die Ukraine, sagte Vucic. "Trotzdem sind wir bereit, über Kompromisslösungen zu reden." Serbien habe den Dialog "nie aufgegeben". "Wenn Sie glauben, dass Sie uns drohen müssen - wir haben nichts dagegen. Machen Sie Ihre Arbeit, wir machen unsere."

Scholz betonte, sein Ziel sei es, dass der Beitritt der Westbalkanstaaten gelinge. "Nicht nur in ganz ferner Zukunft, sondern so schnell wie möglich." Es wäre "sehr gut, wenn das mit großem Mut vorangetrieben wird".

Der Konflikt zwischen Serbien und dem Kosovo ist seit Jahren ungelöst und behindert die EU-Beitrittsperspektiven beider Balkan-Staaten. Die Regierung in Belgrad erkennt die ehemalige südserbische Provinz Kosovo nicht als eigenständigen Staat an.

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