Schmerzensvideo: Putin traf Mütter getöteter Soldaten

Russian President Putin meets with mothers of servicemen in Moscow
Der Kreml-Chef sprach mit 17 ausgewählten Frauen aus verschiedenen Regionen Russlands und gab sich bedrückt.

Mehr als neun Monate nach dem Beginn des von ihm angeordneten Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Kremlchef Wladimir Putin Mütter getöteter Soldaten getroffen. Staatliche russische Medien veröffentlichten am Freitag ein kurzes Video, das zeigt, wie Putin mehr als ein Dutzend ausgewählter Frauen in seiner Residenz in Nowo-Ogarjowo im Moskauer Gebiet empfängt und ihnen Kaffeetässchen reicht. Dabei zeigt sich der Kreml-Chef ungewohnt emotional.

"Ich möchte, dass Sie wissen, dass wir diesen Schmerz mit Ihnen teilen, und dass wir natürlich alles dafür tun werden, damit Sie sich nicht vergessen fühlen", sagte Putin laut Agentur Interfax bei dem Treffen. "Wir tun alles uns Mögliche dafür, dass Sie eine Schulter an Ihrer Seite spüren." Den offiziellen Angaben zufolge waren insgesamt 17 Frauen aus verschiedenen russischen Regionen sowie aus völkerrechtswidrig von Moskau annektierten Gebieten der Ostukraine angereist.

Vergleich mit Verkehrstoten

Der Mutter eines bereits 2019 in der Ostukraine getöteten Soldaten sagte Putin, dieser habe gewusst, wofür er sein Leben gegeben habe. In Russland gebe es jährlich etwa 30.000 Verkehrstote und ebenso viele Tote durch Alkohol. "Wichtig ist, dass wir alle sterblich sind, dass wir in Gottes Hand sind und irgendwann aus dieser Welt scheiden. Die Frage ist, wie wir gelebt haben", zitierte die Agentur Tass den Kremlchef. "Und ihr Sohn hat gelebt. Er hat sein Ziel erreicht."

Russia's President Vladimir Putin meets with mothers of Russian servicemen participating in Russia-Ukraine conflict, outside Moscow

Angesichts militärischer Niederlagen sind auf Putins Befehl seit Ende September rund 300.000 Reservisten für die Kämpfe in der Ukraine eingezogen worden. Die Teilmobilmachung erwies sich als äußerst unpopuläre Maßnahme und löste in Russland eine regelrechte Massenflucht sowie die größten Anti-Kriegs-Proteste seit Monaten aus. Organisiert wurden die Demonstrationen oft von Frauen.

Kritiker beklagen, dass der Kreml schlecht ausgebildete Männer in einem aussichtslosen Krieg als Kanonenfutter verheize. Zudem häuften sich in den vergangenen Wochen Berichte über völlig unzureichend ausgerüstete Rekruten. Aktuellen Einschätzungen britischer Geheimdienste zufolge ist eine hohe Zahl der eingezogenen russischen Reservisten bereits in der Ukraine gefallen.

Putin erneuerte bei dem Treffen seine Kritik am Westen und an der angeblich dort vorherrschenden Gender-Ideologie. "An vielen Orten weiß man schon nicht mehr, was Mama bedeutet." Dort gebe es "Elternteil 1 und Elternteil 2", die verschiedenen Gender würden nach Dutzenden gezählt, behauptete der 70-Jährige. "Nach dem Zerfall der Sowjetunion schien es vielen von uns, dass nun das süße Leben beginnt, dass wir leben werden wie in Paris." Doch nun wollten viele in Russland schon nicht mehr leben wie in Paris, denn die russische Kultur sei eine andere, sagte Putin.

Kommentare