"Schlussstrich" nach Mord an drei Israelis
Lautlos umstellten die israelischen Soldaten kurz nach Mitternacht eine leer stehende Werkstatt am nordöstlichen Stadtrand Hebrons. Im Gebäude schliefen noch Marwan Kawasme und Omar Abu Aysche, seit genau 100 Tagen auf der Flucht vor der israelischen Armee. Die beiden jungen Männer hatten Mitte Juni drei israelische Jugendliche entführt und kaum eine Stunde später ermordet. Da hatte die Jagd auf die Entführer schon begonnen, die in dieser Nacht endete: mit einem massiven Kugelhagel auf die Hauswände. Abu Aysche und Kawasme schossen mit zwei Schnellfeuergewehren zurück. Worauf die Armee das Gebäude zum Einsturz brachte.
"Ich wollte nicht das Leben meiner Soldaten durch einen Sturm auf das Haus gefährden", erklärte anschließend der befehlshabende Offizier am Dienstag. Erst nach Stunden konnten die Leichen der beiden Flüchtigen aus den Trümmern geborgen und identifiziert werden.
Drahtzieher in Haft
Sie nahmen auch keine für den Geheimdienst wichtige Informationen mit in den Tod. Hussan Kawasme, der eigentliche Drahtzieher des Anschlags, sitzt bereits einen Monat in U-Haft. Die Anklageschrift gegen ihn ist fertig.
Kurz nach der Entführung war noch unklar gewesen, wieweit die militant-islamistische Hamas aus dem nur 40 Kilometer entfernten Gazastreifen dahinter stand. Der Dreifachmord führte letztlich in den Krieg um Gaza. Mittlerweile geben Hamas-Sprecher offen zu: Die Befehle und fast 50.000 Euro zur Finanzierung des Anschlags kamen von der Hamas. Ein klarer Bruch des Abkommens der im Gazastreifen herrschenden Hamas mit der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) im Westjordanland. Bei der Errichtung einer Einheitskoalition zwischen den rivalisierenden Kräften war auch ein vorläufiger Gewaltverzicht gegenüber Israel abgemacht.
Israels Premier Benjamin Netanyahu setzte die Eltern der ermordeten Jugendlichen selbst vom Ende der Fahndung in Kenntnis: "Es lindert nicht Ihre Schmerzen, aber es wurde ein gerechter Schlussstrich gezogen."
Verhandlungen in Kairo
Der "Schlussstrich" erfolgte just zur Wiederaufnahme der Verhandlungen um eine langfristige Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas in Kairo. Doch vermitteln dabei die ägyptischen Gastgeber zunächst zwischen der PA unter Präsident Abbas und der Hamas. Die Ägypter wollen den Wiederaufbau im Gazastreifen über die PA mit der Einheitsregierung laufen lassen. In ihr sitzen keine Vertreter der geächteten Hamas. Diese bestimmte aber die Auswahl der Minister mit. Israel lehnt daher dieses Kabinett offiziell ab. Inoffiziell aber wächst die Bereitschaft, sich zu arrangieren.
Im Rahmen der UNO in New York wurde bereits festgelegt, dass vier Milliarden für den Wiederaufbau im Gazastreifen benötigt werden. 80 Geberstaaten sollen Mitte Oktober diese Finanzierung garantieren. Aber vor Ort in und um Gaza ist immer noch nicht klar, wer das Sagen hat. Das neue Kabinett oder die alte Hamas-Führung um Ismail Haniyeh. Die verteilt bereits Wiederaufbau-Hilfe, aber nur an Hamas-Günstlinge.
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