Russland will vorerst keine neuen Annexionen in der Ukraine

Russian President Vladimir Putin visits Tver region, Russia
Putin stimmt sein Land auf einen längeren Krieg ein. Im Osten der Ukraine gab es heftige Kämpfe.

Russland will nach Angaben des Kreml vorerst keine weiteren Gebiete der Ukraine annektieren, sondern die schon einverleibten Regionen ganz unter seine Kontrolle bringen. Dafür stehe "viel Arbeit" an, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag. Präsident Wladimir Putin stimmt sein Land auf einen längeren Krieg ein. Vor allem im Osten der Ukraine wird weiter heftig gekämpft.

Russland hatte die Ukraine am 24. Februar angegriffen. Ende September erklärte Moskau die ukrainischen Gebiete Luhansk, Donezk, Cherson und Saporischschja völkerrechtswidrig zu eigenem Staatsgebiet. Doch hat Russland die annektierten Regionen gar nicht ganz unter militärischer Kontrolle - im Gegenteil: Zuletzt eroberte die Ukraine Teile der russisch besetzten Regionen zurück.

Russen befürchten Angriffe auf Krim

Russland fürchtet auch ukrainische Angriffe auf die bereits 2014 annektierte Krim. Man sehe weiter die Gefahr eines Überfalls auf die Halbinsel, sagte Kremlsprecher Peskow nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Interfax. Die Behörden der Krim-Metropole Sewastopol meldeten am Donnerstag erneut den Abschuss einer ukrainischen Drohne durch die russische Schwarzmeerflotte. Peskow warf der Ukraine die "Organisation von Terroranschlägen" vor.

Der Kremlsprecher wies auch Äußerungen etwa aus Deutschland zurück, nach denen die Ukraine sich in ihrem Verteidigungskampf gegen die russische Aggression nicht auf ihr eigenes Staatsgebiet begrenzen müsse. Dadurch werde der Konflikt ausgeweitet, warnte Peskow. Zuletzt war wiederholt russisches Gebiet beschossen worden. Die Ukraine äußert sich nicht klar zu diesen Vorfällen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj berichtete in der Nacht auf Donnerstag von weiter schweren Gefechten im Osten seines Landes. Bei jüngsten russischen Angriffen auf die Stadt Kurachowe im Gebiet Donezk seien zehn Menschen getötet worden. Über die Lage rund um die derzeit besonders heftig beschossene Kleinstadt Bachmut sagte er: "Dort gibt es eine sehr harte Konfrontation. Jeder Meter zählt."

Zugang zu Kriegsgefangenen

Das Rote Kreuz besuchte nach eigenen Angaben erstmals seit Monaten wieder ukrainische Kriegsgefangene in russischem Gewahrsam. In den vergangenen zwei Wochen seien Gefangenen Bücher, Hygieneartikel, Decken und warme Kleidung sowie Nachrichten von ihren Familien gebracht worden, berichtete das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). Auch auf ukrainischer Seite hätten Mitarbeiter Kriegsgefangene besuchen können. "Ich erwarte, dass diese Besuche nun zu mehr regulärem Zugang zu allen Kriegsgefangenen führen", sagte IKRK-Präsidentin Mirjana Spoljaric.

Über infolge des russischen Angriffskriegs ausgebaute Handelswege sind nach Angaben der EU-Kommission bisher mehr als 17 Millionen Tonnen Getreide aus der Ukraine exportiert worden. Hinzu kämen weitere Produkte wie Treibstoff, Tierfutter, Dünger oder humanitäre Hilfe, die über diese Wege transportiert worden seien, sagte EU-Verkehrskommissarin Adina Valean am Donnerstag. Die ukrainischen Schwarzmeerhäfen waren im Zuge des Krieges lange blockiert. Die sogenannten Solidaritätskorridore waren im Mai eingerichtet worden, um Alternativen zu Ausfuhren über das Schwarze Meer zu etablieren.

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