Russlands Soldaten gehen mit Drohnen auf "Zivilisten-Safari"

Drohnen-Überreste auf einem Feld nahe Cherson: Russland verfolgt ukrainische Zivilisten bewusst und systematisch.
UN-Bericht belegt systematische Menschenjagden. Vor allem im Cherson wird so eine Atmosphäre des Terrors geschaffen.

Sie haben extra eine weiße Flagge bei sich, vor ihnen läuft ein kleiner weißer Hund. Der Drohne über den beiden betagten Männern ist das egal. Sie fliegt schnurgerade auf die zwei Zivilisten zu, explodiert, tötet sie.

Das Video aus dem ostukrainischen Kupjansk ist auf Telegram überall zu sehen, mit zwei gegensätzlichen Deutungen. Die Ukraine belegt damit ein weiteres Kriegsverbrechen von Putins Gnaden, Russlands Kriegsblogger behaupten, das wären Kiews Kräfte gewesen.

Wer Recht hat, werden Ermittler hoffentlich in ein paar Jahren herausfinden. Mehr als wahrscheinlich wird es aber eine russische Attacke gewesen sein, wie die UN in einem neuen Bericht festhält: Ein Untersuchungsteam hat über Monate hinweg Drohnenattacken in der Frontregion rund um Cherson analysiert und hat dabei eine menschenverachtende Systematik dokumentiert: Russische Soldaten machen dort absichtlich auf Jagd auf Zivilisten, folgen ihnen mit Drohnen auf der Straße, lenken die Flugobjekte in ihre Häuser. „Es ist wie ein Lotteriespiel – kommt eine Drohne oder nicht? Man geht schlafen und weiß nicht, ob man getötet wird oder morgens aufwacht“, wird eine Bewohnerin Chersons darin zitiert.

Civilian life amid destruction in Kherson, southern Ukraine

Anweisungen, wie man sich bei einer Drohnenattacke verhalten soll: In Cherson ist die Bedrohung alltäglich. 

Doppelte Attacken

Die Taktiken dabei sind perfide. Manchmal verfolgen die Drohnen Menschen lange Zeit, bevor sie zuschlagen; in Cherson wurden auch sie mehrfach Schutzräume für Zivilsten bombardiert. Teils werden Häuser auch bewusst mehrfach attackiert – mit einer Drohne wird etwa ein Loch in die Hauswand gesprengt, die zweite platziert darin dann ein weiteren Sprengsatz. Oft wird abgewartet, bis Einsatzkräfte eintreffen – dann folgt der nächste Angriff.

Ziel sei es, eine Atmosphäre des Terrors zu schaffen, schreiben die Autoren. Das ist Moskau gelungen: Die Regionen um die Front entvölkern sich langsam; wer kann, flieht. Auf Telegram bekommt man indes die Videos der Angreifer zu sehen: Die sitzen auf der linken Seite des Dnipro, nur einige Kilometer von Cherson entfernt; in den Kommentaren darunter wird die Menschenjagd auf Ukrainer regelrecht gefeiert.

Dort macht auch eine Geschenkidee für Weihnachten die Runde: Mini-Drohnen für zu Hause, mit denen man die Safari nachstellen kann.

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