Neue Plaketten: Trump verspottet seine Vorgänger im Weißen Haus

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Die Bilder der Präsidentengalerie im Weißen Haus wurden nun um Erklärtafeln erweitert. Darauf sind Texte zu lesen, die in Tonalität und Polemik an Trumps Social-Media-Beiträge erinnern.

Zusammenfassung

  • Donald Trumps "Presidential Walk of Fame" im Weißen Haus präsentiert Präsidentenportraits und Begleittexte aus Trumps Sichtweise, oft parteiisch und in seinem Stil.
  • Joe Biden wird als "schlechtester Präsident" und Ursache für zahlreiche Probleme dargestellt, während Trump sich selbst als Retter Amerikas feiert.
  • Auch andere Präsidenten, wie Obama, Clinton und Bush, werden kritisch bewertet, wobei republikanische Vorgänger nicht ausgespart bleiben.

"Presidential Walk of Fame" wird er genannt - jener Gang im Weißen Haus, an dessen Wänden die Porträts aller bisherigen US-Präsidenten hängen. Er befindet sich in der westlichen Kolonnade, die das zentrale Wohngebäude - die Executive Residence - mit dem West Wing verbindet, in dem die Büros des Präsidenten inklusive des Oval Office untergebracht sind.

Im September eröffnete Donald Trump den Gang erstmals, er ist Teil der gravierenden Umbauarbeiten, die Trump auf dem Gelände des Weißen Hauses vornehmen lässt, inklusive eines gewaltigen Ballsaals. Gästen solle hier direkt ein Gefühl für die lange, demokratische Geschichte der Vereinigten Staaten vermittelt werden - seit dieser Woche erfahren Besucher auch direkt Trumps Meinung zu jedem seiner Vorgänger - festgehalten in goldener Schrift auf schwarzen Plaketten.

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Die Sprache ist dabei keinesfalls versöhnlich. Vor allem das politische Erbe demokratischer Präsidenten wird verrissen; die mit vielen Superlativen garnierte Polemik erinnert an Donald Trumps Schreibstil in dessen Social-Media-Beiträgen. "Viele der Texte wurden vom Präsidenten selbst verfasst", sagte Trumps Sprecherin Karoline Leavitt.

Eine Auswahl der bemerkenswertesten Einträge:

Joe Biden: "der schlechteste Präsident der US-Geschichte"

Am spektakulärsten ist die Plakette zu Joe Biden, darauf steht: "'Sleepy Joe' Biden war mit großem Abstand der schlechteste Präsident in der amerikanischen Geschichte. Er kam infolge der korruptesten Wahl, die USA je erlebt haben, ins Amt und war verantwortlich für eine Reihe beispielloser Katastrophen, die unser Land an den Rand der Zerstörung brachten." Unter anderem sieht Trump "Bidens verheerende Schwäche" als Ursache für den Einmarsch Russlands in der Ukraine und den Großangriff der Hamas am 7. Oktober 2023.

Weiter heißt es: "Der als schläfrig und unehrlich bekannte Joe Biden wurde von radikal linken Strippenziehern kontrolliert. Diese und ihre Verbündeten in den Fake-News-Medien versuchten, seinen geistigen Verfall (...) zu vertuschen." Statt des offiziellen Porträts von Biden hängt hier übrigens ein Bild eines Autopen - ein Gerät, das Unterschriften imitiert. Es darf als Anspielung auf Trumps Behauptung gewertet werden, viele Anordnungen seines Vorgängers seien ungültig, weil der sie nicht händisch unterzeichnet habe. 

Biden habe die Justiz "instrumentalisiert" und "viele unschuldige Menschen" verfolgen lassen, gleichzeitig aber "radikale demokratische Kriminelle" sowie die Mitglieder "der kriminellen Biden-Familie" begnadigt. Der Text schließt mit dem Satz: "Trotz alledem wurde Präsident Trump in einem Erdrutschsieg wiedergewählt und RETTETE AMERIKA!"

"Presidential Walk of Fame" portraits are seen at the White House in Washington

Barack Obama: "eine der spaltendsten Figuren der Geschichte"

Unter Barack Obamas (2009-2017) Porträt steht: "Barack Hussein Obama war der erste schwarze Präsident (...) und eine der spaltendsten Figuren der amerikanischen Geschichte." Obamas Gesundheitsreformen seien "höchst ineffektiv und unleistbar" gewesen, die Wirtschaft der USA habe unter ihm "stagniert". 

Tatsächlich übernahm Obama das Amt unmittelbar nach der Finanzkrise 2008 - der schwersten seit 1929. In den folgenden acht Jahren wuchs die Zahl der arbeitenden US-Bürger 75 Monate in Folge, die Arbeitslosenquote halbierte sich von zehn auf unter fünf Prozent. Die als "Obamacare" bekannten Gesundheitsreformen fraßen zwar viel Budget, führten aber dazu, dass mehr als 20 Millionen US-Bürger erstmals gesundheitlich versichert wurden.

Auf einer zweiten Plakette heißt es: "Obama spionierte 2016 den Präsidentschaftswahlkampf 2016 von Donald J. Trump aus und trug die Verantwortung für die Entstehung des 'Russland, Russland, Russland'-Betrugs, des größten Skandals der US-amerikanischen Geschichte." 

Gemeint ist der Vorwurf, der russische Staat hätte Trumps Wahlkampagne vor allem in den sozialen Medien unterstützt. Das FBI leitete damals eine Untersuchung ein, fand heraus, dass zwischen Trumps Mitarbeitern und Akteuren aus dem Umfeld des russischen Präsidenten Wladimir Putin Kontakt bestanden hatte, konnte aber keine Wahlbeeinflussung nachweisen.

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George W. Bush: "Kriege hätten nicht stattfinden sollen"

Mit seinem republikanischen Vorgängern springt Trump zimperlicher um. Auf der Plakette zu George W. Bush (2001-2009) werden negative Ereignisse während seiner Amtszeit etwa nicht mit dessen Regierungstätigkeit in Verbindung gebracht. So heißt es knapp, "seine Amtszeit wurde maßgeblich durch die Ereignisse des 11. September 2001 geprägt", und "kurz vor dem Ende seiner Amtszeit kam es zu einer globalen Finanzkrise und einer schweren Rezession".

Allerdings habe Bush "auch Kriege in Afghanistan und im Irak begonnen, die beide nicht hätten stattfinden sollen".

Ronald Reagan: "war ein großer Fan von Präsident Trump"

Interessant ist dagegen, wie Trump das Wirken eines Präsidenten beschreibt, den er verehrt: Ronald Reagan. Dessen äußerst umstrittene Wirtschafts- und Steuerpolitik wird mit keinem Wort erwähnt, stattdessen heißt es: "Reagan gewann den Kalten Krieg und veränderte die amerikanische Politik sowie die konservative Bewegung grundlegend." 

Unter Reagan habe die US-Wirtschaft floriert, er habe das US-Militär wieder aufgebaut und "das nationale Selbstvertrauen wiederhergestellt". Und weiter: "Er war bereits lange vor Präsident Donald J. Trumps historischem Wahlsieg 2016 ein Bewunderer von Donald J. Trump. Ebenso war Präsident Trump ein Bewunderer von ihm!"

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Donald Trump: "goldenes Zeitalter für Amerika"

Unter Trumps eigenem Porträt finden sich ebenfalls zwei neue Plaketten. Darauf steht unter anderem, Trump habe in den ersten acht Monaten seiner aktuellen Amtszeit acht Kriege beendet, "die Grenze gesichert und unsere Städte sicher gemacht". Fälschlicherweise behauptet Trump auch, "die größten Steuersenkungen, Ausgabenkürzungen und Deregulierungen in der amerikanischen Geschichte" umgesetzt zu haben.

Dann endet der Text mit der Ankündigung: "DAS BESTE STEHT NOCH BEVOR!"

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