Eklat: Polnischer Abgeordneter löschte Chanukka-Kerzen mit Feuerlöscher
Ein rechtsextremer polnischer Parlamentsabgeordneter hat im Parlament in Warschau mit einem Feuerlöscher eine jüdische Menora, einen siebenarmiger Leuchter, gelöscht. Dieser war anlässlich des jüdischen Feiertags Chanukka im Parlamentsgebäude angezündet worden.
Aufnahmen in den sozialen Medien zeigen den Abgeordneten Grzegorz Braun, wie er einen Feuerlöscher von der Wand holt und diesen auf die Menora richte. Menschen um ihn herum hört man aufgeregt rufen: "Du solltest dich schämen." Er antwortet: "Wer sich an Taten des satanischen Kultes beteiligt, sollte sich schämen."
Danach verließ er den Plenarsaal und schüttelte anderen rechtsextremen Abgeordneten die Hand.
Die Sejm-Sitzung wurde unterbrochen. Der Vorfall ereignete sich offenbar kurz vor einer geplanten Vertrauensabstimmung über die neue polnische Regierung unter dem Liberalen Donald Tusk. Während der Plenarsitzung waren Vertreter der jüdischen Gemeinde auf Einladung des Parlamentspräsidenten in das Gebäude gekommen und hatten den Leuchter entzündet, wie polnische Medien am Dienstag berichteten.
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Tusk: "Das ist eine Schande"
Der künftige Premierminister Tusk äußerte sich rasch zu dem Vorfall: "Das ist inakzeptabel. Das kann nicht noch einmal passieren. Das ist eine Schande." Rafał Trzaskowski, der Bürgermeister von Warschau, bezeichnete das Verhalten des rechtsextremen Abgeordneten als "skandalös": "Für antisemitische Angriffe gibt es keinen Platz, weder im polnischen Parlament noch in Polen im Allgemeinen. Ich vertraue darauf, dass die Staatsanwaltschaft ähnlich denken wird."
Szymon Hołownia, der Sprecher des Sejm, kündigte gegenüber Reportern an, dass bei der Staatsanwaltschaft eine Anzeige gegen Braun eingereicht werde. Braun ist Mitglied der rechtsextremen Konfederacja-Partei. Er wurde von der Sejm-Sitzung ausgeschlossen.
Die rechtsextreme Konfederacja-Partei verurteilte öffentlich auf X (vormals Twitter) das Verhalten des Abgeordneten.
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Israelischer Botschafter nennt den Vorfall "Schande"
Auch Israels Botschafter in Polen, Yacov Livne, hat auf X reagiert: "SCHANDE." Die Kerzen wurden kurz nach dem Vorfall wieder angezündet.
Es war nicht das erste Mal, dass sich Braun antisemitisch äußerte: In der Vergangenheit hat er fälschlicherweise behauptet, es gebe ein Komplott, um Polen in einen "jüdischen Staat" zu verwandeln. Anfang dieses Jahres störte er einen geplanten Vortrag des Holocaust-Forschers Jan Grabowski, der die polnische Mittäterschaft am Holocaust erforscht hat, so dass der Vortrag abgesagt werden musste.
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