Pelosi, Warren, Ocasio-Cortez: Diese Frauen jagen Trump

Im Kongress macht eine Gruppe hochmotivierter wie gewiefter Frauen dem Präsidenten das Leben schwer

Er rühmte sich, Frauen nach Gutdünken zwischen die Beine fassen zu können. Er nannte die TV-Komödiantin Rosie O'Donnell ein "fettes Schwein" und die Gründerin der Huffington Post einen "Hund". Er sagte der für hartes Nachfragen bekannten Ferseh-Moderatorin Megyn Kelly nach, ihr sei das Blut "aus allen möglichen Stellen herausgekommen". Seine Rivalin Hillary Clinton schimpfte er "betrügerisch" und wünschte sie in den Knast.

Die Liste der Tabubrüche im Umgang mit Frauen ließe sich bei Donald Trump noch einige Absätze lang fortsetzen. Aber zum Internationalen Frauentag ist eine andere Botschaft wichtiger. Trumps Vulgär-Sexismus hat binnen zwei Jahren eine Gegenbewegung zum Erwachen gebracht, die im November nächsten Jahres dem Pöbel-Präsidenten die Quittung präsentieren will. Bei den Demokraten stellt sich demnächst eine Reihe ambitionierter Frauen bei den parteiinternen Vorwahlen (primaries) vor, die dort traditionell zu 60 Prozent von der weiblichen Wählerschaft entschieden werden.

Weiblicherer Kongress

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Nancy Pelosi fordert Trump heraus

Unterstützt von einem durch die Zwischenwahlen im Herbst 2018 entschieden weiblicher gewordenen Kongress, in dem "Madame Speaker" Nancy Pelosi (78) abgeklärte Mutter-der-Kompanie-Qualitäten einbringt und der aufstrebende Star Alexandria Ocasio-Cortez (29) nach den Sternen greift, wollen sie den Altherren-Chauvinismus des Amtsinhabers (72) aus dem Oval Office vertreiben und endlich die Glasdecke durchbrechen, an der Hillary Clinton 2016 nur gekratzt hat. Amerikas erste Präsidentin zu werden, erscheint ihnen angesichts der chaotischen, auf Spaltung und Ausgrenzung setzenden Männer-Wirtschaft im Weißen Haus logisch und geboten.

Wer sind die Trump-Jägerinnen? Und wie stehen ihre Chancen?

 

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Elizabeth Warren

Elizabeth Warren machte bereits im Januar den Anfang. Die 69-Jährige ist die Älteste unter ihresgleichen. Die ehemalige Jura-Professorin aus Massachusetts setzt Trump in ihrem Amt als Senatorin seit langem als Verbraucherschützerin zu, die gegen die Macht der Wall Street-Banker zu Felde zieht. Politisch steht sie dem auf Umverteilung setzenden Links-Populisten Bernie Sanders nahe. Warren war nach der Finanzkrise 2008 die dominierende Kraft, die zur Einrichtung des „Consumer Protection Bureau“ führte, das unlautere Kreditgeschäfte eindämmen und die Ersparnisse von Otto Normalamerikanern schützen sollte.Trump hat die blonde Brillenträgerin mit dem Spitznamen „Pocahontas“ belegt, weil sich Warren einst fälschlicherweise indianischer Vorfahren rühmte. In Umfragen, die zum jetzigen Zeitpunkt begrenzte Aussagekraft haben, rangiert sie im oberen Drittel. Allerdings hinter der auch vor Möchtegern-Männer-Kandidaten wie Bernie Sanders und Joe Biden liegenden Kamala Harris.

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Kamala Harris

Die 54-jährige Kalifornierin, von Haus aus Staatsanwältin mit inquisitorischen Fähigkeiten in Befragungen, hat ohne Übertreibung den bisher größten Hype bei den Demokraten ausgelöst. Zu ihrer ersten Kundgebung in der Nähe von San Francisco kamen fast 25.000 Menschen. Die kinderlose Tochter einer Inderin und eines Jamaikaners hat einen speziellen Charme, den manche mit dem Etikett "weiblicher Obama" belegen.

Wie der in seinen Anfängen, so hat auch die ehemalige Justizministerin des bevölkerungsreichsten US-Bundesstaates nicht viel politisches Gepäck, wurde erst 2016 in den Senat gewählt. Harris hat kein Spezialthema. Sie präsentiert sich als Frau, die Amerika "einen" will.

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Kirsten Gillibrand

Kirsten Gillibrand, 52, Senatorin aus dem Bundesstaat New York, auch eine gelernte Juristin, wird dagegen vor allem mit dem Thema Frauenrechte und Familien assoziiert. Die Mutter zweier Söhne sagt, sie wolle für die Kinder anderer Leute ebenso hart kämpfen wie für ihre eigenen. Gillibrand, die 2009 den Senatssitz von Hillary Clinton übernahm, ist eine klare Stimme gegen sexuelle Gewalt und hat sich stark in der #meToo-Bewegung engagiert. Umfragen geben ihr bislang nur marginale Chancen.

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Tulsi Gabbard

Ähnlich bescheiden ist bisher die Resonanz auf die Kandidatur von Tulsi Gabbard. Die Kongress-Abgeordnete aus Hawaii, studierte Betriebswirtin, hat im Irakkrieg gekämpft und profiliert sich als Mahnerin gegen neue militärische Eskapaden der Supermacht Amerika. Weil sie sich 2017 quasi privat mit Syriens Diktator Bashar al-Assad traf und ihn danach mehrfach in Schutz nahm, gilt die 37-Jährige in den eigenen Reihen als Paradiesvogel.

Was man über Amy Klobuchar nicht sagen kann. Die 58-jährige Senatorin, auch sie beruflich juristisch vorbelastet, verkörpert Seriösität und Bodenständigkeit, die über Parteigrenzen hinweg als anschlussfähig gilt. Klobuchar, seit 13 Jahren für den Bundesstaat Minnesota im Parlament in Washington, distanziert sich vom links-progressiven Flügel ihrer Partei und setzt auf Kompromisse. Klimaschutz mit Augenmaß ist ihr Hauptanliegen. Zu Donald Trump empfielt sie Abstand. Twitter-Ungeheuerlichkeiten des Präsidenten darf man auch einfach ignorieren, ist ihr Credo. Gerade am Internationalen Frauentag.

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