Wie Paris gegen die ungeliebten Geländewagen vorgehen will

Plakatwerbung in Paris
Viele Straßen in der Metropole sind eng und stark befahren – SUVs und andere schwere Automodelle brauchen aber besonders viel Platz. Nun sollen sie zumindest mehr fürs Parken zahlen

Aus Paris, Simone Weiler

Es gibt kaum ein Durchkommen an diesem kalten Dezembernachmittag in der Rue du Louvre. Im Schritttempo schieben sich Busse und Autos durch die Straße im Pariser Zentrum. Entnervt drücken die Menschen am Steuer auf die Hupe, als sie sehen, warum es so stockt:

Beim Versuch, in eine schmale Lücke zu parken, hält ein Geländewagen den Verkehrsfluss auf einer der beiden Spuren auf. „Diese riesigen Dinger sollte man in so einer dichten Stadt wie Paris verbieten“, schimpft eine Fußgängerin.

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Mit ihrer Meinung ist die Dame nicht alleine, wenn man Bürgermeisterin Anne Hidalgo glaubt. „Mir tragen viele Menschen zu, dass noch zu viele große, verschmutzende Autos immer mehr Platz auf unseren Straßen, Bürgersteigen und sogar Radwegen gibt“, erklärte die Sozialistin Mitte November in einem Video. „Man muss diesem Phänomen Grenzen setzen.“

Bürgervotum

Allerdings will die Sozialistin kein pauschales Verbot, sondern am 4. Februar 2024 ein Bürgervotum über eine „signifikante Erhöhung“ der Parkgebühren für schwere Automodelle zu organisieren.

Wie Paris gegen die ungeliebten Geländewagen vorgehen will

Anne Hidalgo, Bürgermeisterin von Paris

Schon im Frühjahr dieses Jahres hatte Hidalgo über die Verbannung der 15.000 Elektroroller zum Ausleihen aus der Stadt abstimmen lassen. Eine große Mehrheit sprach sich gegen die E-Scooter aus und folgten damit der Meinung der Bürgermeisterin. Das könnte sich nun wiederholen. Denn mitmachen dürfen nur Stadtbewohner. Die SUV-Besitzer unter ihnen wären in den für sie ausgewiesenen Anwohner-Parkbereichen nicht betroffen.

Auch in Frankreich steigt der Marktanteil der „Sports Utiliy Vehicles“, kurz SUV, sowie großer Kombis und Geländewagen seit Jahren. Demgegenüber nimmt in Paris der Platz für Autos stetig ab, da Fahrradwege ausgebaut und manche Straßen verkehrsberuhigt werden.

Mehr Unfälle

Darüber hinaus argumentiert das Rathaus mit der höheren Unfallgefahr durch SUVs. Laut einer Untersuchung des Versicherungskonzerns Axa waren diese 2019 fast zehn Prozent häufiger in Unfälle verwickelt, bei besonders großen Modellen zwischen 2155 und 3500 Kilo stieg der Anteil sogar auf 27 Prozent.

Einer Studie der Internationalen Energieagentur zufolge waren die steigenden SUV-Zahlen zudem der zweitgrößte Verursacher des weltweiten Anstiegs der CO2-Emissionen seit 2010, direkt hinter dem Energiesektor.

Weil es allerdings keine klare Definition von SUVs in Frankreich gibt, will das Pariser Rathaus das Gewicht als Hauptkriterium heranziehen. So sollen alle Benzin-, Diesel- und Hybrid-Autos über 1,6 Tonnen sowie Elektroautos mit mehr als zwei Tonnen Gewicht von den höheren Gebühren betroffen sein. 

Ausgenommen werden die Fahrzeuge von Handwerkern oder für den Transport von Menschen mit Behinderung, Taxis und Krankenwagen.

Fast 900.000 Fahrzeuge allein aus der Hauptstadtregion wären von den höheren Gebühren betroffen, davon rund die Hälfte keine SUVs. Auch der Familien-Kombi der 37-jährigen Lydie dürfte darunter fallen.

 „Wir haben in ein Elektroauto investiert, aber werden jetzt trotzdem bestraft, weil wir mit unseren Kindern ein großes Modell genommen haben“, sagt sie. Bis jetzt zahlen E-Fahrzeuge keine Parkgebühren in Paris. „Der Sprung wird dann umso heftiger“, klagt die dreifache Mutter.

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