Dafür ließ er vor allem Künstler, die in Florenz, der Geburtsstätte der Renaissance, tätig waren, zu sich kommen.
Altes und neues Testament
Unter diesen Kreativen waren auch Botticelli, Ghirlandaio, Signorini, Perugino und Pinturicchio. Sie haben die Seitenwände der Kapelle mit Fresken von Geschichten aus dem Alten und dem Neuen Testament darstellend bemalt. Das Deckengewölbe war stattdessen nur blau mit Sternen.
Michelangelo
1492 wurde zum ersten Mal in der Kapelle ein Papst gewählt: Es war der berüchtigte Borgia Pontifex Alexander VI.. Papst Julius II. beschloss, dass die Sixtinische Kapelle zum Inbegriff der päpstlichen Macht werden sollte: Das noch freie Deckengewölbe sollte zu einem Meisterwerk werden, deswegen holte er Michelangelo Buonarroti, damals 35 Jahre alt, zu sich.
Eigentlich wollte Papst Julius II. die Apostel verewigt sehen. Michelangelo überzeugt ihn aber, ein anderes Sujet darzustellen. Auf den über 500 Quadratmetern, die er zur Verfügung hatte, wollte er die Geschichte der Schöpfung darstellen. Es gelang ihm, dem Pontifex zu überreden und schenkte so dem Vatikan und der Menschheit eines der zeitlosen Meisterwerke der Kunstgeschichte.
Der Finger Gottes
Wer kennt nicht den Finger Gottes, der dem ersten Menschen Leben einhaucht? Wer spürt nicht die kreative Wucht, die den 340 dargestellten Figuren, der Trennung von Licht und Finsternis, von Fluten und Erde, der Vertreibung aus dem Paradies Leben und Energie einflößt. Michelangelo arbeitet von 1508 bis 1512 daran.
Die Chroniken berichten, dass er vorwiegend im Liegen malte. Dann verstrichen 30 Jahre, bevor er sich an das zweite Meisterwerk machte: an die Wandmalerei das „Jüngste Gericht“ hinter dem Altar. Michelangelo war jetzt 65 Jahre alt, die kreative Wucht war jedoch dieselbe geblieben.
In der Darstellung der Körper vielleicht sogar noch ausgeprägter. Vom Betrachter ausgesehen sind auf der linken Seite die Erlösten, die zum Himmel aufsteigen dürfen. Auf der rechten Seite die Verdammten, für die die Hölle ihre Tore geöffnet hat.
„Jüngstes Gericht“
Der Gang der Kardinäle zum Altar und zu ihren Plätzen wird von den Geschichten aus den Testamenten begleitet. Auf der rechten Wand zum Beispiel von der „Taufe Jesu“ vom Perugino und dem Pinturicchio; der „Berufung des Petrus“ des Ghirlandaio und der „Schlüsselübergabe an Petrus“ des Perugino.
Auf der linken Seite wiederum vom „Moses auf dem Berg Sinai“ des Roselli; der „Bestrafung Korahs“ des Botticelli und der „Trauer um den toten Moses“ des Signorelli. Dann stehen sie alle vor dem „Jüngsten Gericht“.
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