Pakistans Premier will mit Kabul-Besuch Lage entspannen

Pakistans Premier Khan (li) als Staatsgast bei Afghanistans Präsidenten Ghani
Zwischen den Nachbarstaaten gibt es viel zu besprechen - von Friedensgesprächen mit den Taliban bis zum NATO-Abzug

Es ist eine Premiere, die zur Entspannung der Beziehungen zwischen den beiden Nachbarstaaten führen soll: Pakistans Premierminister Imran Khan traf am Donnerstag in der afghanischen Hauptstadt Kabul für politische Gespräche ein. In den vergangenen Monaten hatten bereits afghanische Spitzenpolitiker Pakistan besucht. Aber ein pakistanischer Regierungschef war schon seit drei Jahren nicht mehr in Afghanistan besucht.

Khan traf zunächst den afghanischen Präsidenten Ashraf Ghani in Kabul. Eine hochrangige Delegation, darunter auch der Geheimdienstchef, begleiteten Khan auf seiner Reise. In den Gesprächen gehe es um Wirtschaftsbeziehungen und den afghanischen Friedensprozess, hieß es aus Regierungskreisen. Seit September führen Unterhändler der afghanischen Republik und militant-islamistischen Taliban Friedensgespräche in Katar - jedoch ohne große Fortschritte.

Abzug der NATO-Soldaten

In pakistanischen Diplomatenkreisen wurde am Donnerstag die Sorge geäußert, dass ein überstürzter Abzug der NATO-Streitkräfte aus Afghanistan das Land erneut ins Chaos stürzen könnte. Aus Geheimdienstkreisen hieß es daher, dass Pakistan Druck auf Kabul und die Taliban ausüben wollte, um den Stillstand der Friedensgespräche zu überwinden. Experten zufolge hat der Besuch auch hohe Symbolkraft. „Dass Pakistan hinter dem innerafghanischen Friedensprozess steht, ist in der Tat eine starke Botschaft“, sagte Irfan Shehzad vom Eurasian Century Institute in Islamabad.

Die Nachbarländer teilen sich eine 2.430 Kilometer lange Grenze, die 1893 zwischen dem damaligen Britisch-Indien und dem Emirat Afghanistan entstand. Der Verlauf der als „Durand-Linie“ bekannte faktischen Grenze ist zwischen den Ländern umstritten. Afghanistan wirft dem Nachbarland vor, die afghanischen Taliban zu unterstützen. Pakistan hat die Vorwürfe immer vehement zurückgewiesen.

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