Den Klimawandel offen zu leugnen – das kann sich in der Ölbranche kein Konzern mehr leisten. Aber jetzt, sagt der demokratische Senator aus Rhode Island, Sheldon Whitehouse, "mussten die Big-Oil-Firmen vom Leugnen zur Doppelzüngigkeit übergehen." Die Konzerne würden ihr Image auf Grün polieren, während sie hinter den Kulissen gegen klimafreundlichere Vorgaben kämpften.
Rekordhoch bei CO₂-Emissionen
Die CO₂-Emissionen, die weltweit auf das Konto fossiler Energierohstoffe gehen, haben im Vorjahr ein Rekordhoch erreicht. Das geht aus der neuen Bilanz des Global Carbon Projects (GCP) hervor, einem Zusammenschluss internationaler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Doch so fatal für die Umwelt, so lukrativ ist das Geschäftsmodell der Energieunternehmen: Die fünf größten westlichen Ölkonzerne haben seit dem russischen Überfall auf die Ukraine vor zwei Jahren enorme Gewinne erzielt. Unglaubliche 281 Milliarden US-Dollar (261 Milliarden Euro) haben Shell, BP, Chevron, ExxonMobil und TotalEnergies vom zweiten Quartal 2022 bis zum vierten Quartal 2023 eingestreift, ergab eine Auswertung der NGO Global Witness.
So bekannte sich etwa der BP-Konzern öffentlich dazu, die CO₂-Emissionen zu senken. Firmeninterne Papiere aber halten fest, dass dieses Ziel zumindest bis zum Jahr 2018 nicht zu erreichen gewesen sei und dass man gegen die Staats- und lokale Politik opponieren wolle. Allein im Bundesstaat Washington plante der Konzern "zwischen 2,5 und 4,5 Millionen Dollar für harte Überredungstaktik" auszugeben – im Sinne von: BP versuche alles, um die Klimavorgaben zu erfüllen.
Auch Chevron lobte das Pariser Klimaabkommen, gab aber intern zu, man hoffe auf die Trump-Administration: Dann müssten diese Ziele ohnehin nicht erreicht werden – der EX-US-Präsident schoss die USA später tatsächlich aus dem Pariser Abkommen hinaus. Interne Dokumente, die die US-Abgeordneten einsehen konnten, belegten zudem, dass Chevron keinen wirklich ernsthaften Kurswechsel Richtung Klimapolitik vollziehen wollte.
Senatoren fordern Schadenersatz für Klimawandel
Der Report des US-Kongresses stützt sich auf jahrelange Recherchen und wissenschaftliche Untersuchungen. Dennoch haben die fünf untersuchten Ölkonzerne Exxon, Chevron, Shell, BP und API die vollständige Zusammenarbeit mit dem Kongress verweigert, mehr als 4.000 Dokumente wurden trotz Gerichtsstrafen nicht an die Politiker übergeben. Mehrere Senatoren forderten nun, dass die Industrie für die Verursachung der Klimakrise Schadenersatz zahlen müsse.
Bei den Republikanern im Kongress stieß der Bericht hingegen auf wenig Gegenliebe. Fossile Brennstoffe seien für die Energiesicherheit in den USA unverzichtbar, meinte etwa ein Abgeordneter. Noch weiter ging der Senator von Wisconsin, Ron Johnson, der behauptete: CO₂sei "Pflanzennahrung" und habe somit auch positive Aspekte.
Diese höchst streitbare Behauptung wird seit langem von Lobbyisten und Thinktanks vertreten, die von der fossilen Brennstoffindustrie finanziert werden und darauf abzielen, Zweifel am Klimawandel zu säen. "Ich bin kein Leugner des Klimawandels, ich bin nur kein Klimawandel-Alarmist", fügte Johnson hinzu.
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