Kim Jong-un in Südkorea: "Vollständige nukleare Abrüstung" geplant

Kim Jong-un in Südkorea: "Vollständige nukleare Abrüstung" geplant
In Panmunjom gaben Kim Jong-un und Moon Jae-in eine gemeinsame Erklärung ab. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was ist auf dem Gipfel bisher geschehen?

Um 09.30 Ortszeit überschritt der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un die Betonschwelle an der Demarkationslinie. Sie markiert die 1953 nach dem Koreakrieg festgelegte Grenze zwischen dem autoritär regierten, kommunistischen Norden und dem demokratischen, kapitalistischen Süden.

Dort wurde er vom südkoreanischen Staatschef Moon Jae-In mit Handschlag begrüßt: „Es ist schön, Sie zu sehen.“

Spontan forderte Kim den südkoreanischen Präsidenten auf, seinerseits die Betonschwelle nach Norden zu überqueren. Moon betrat damit erstmals nordkoreanischen Boden, was vorher nicht erwartet worden war.

Danach gingen die beiden in Begleitung vom Kims Schwester und enger Beraterin Kim Yo-jong in das sogenannte "Friedenshaus", wo die eigentlichen Gespräche begannen.

„Ein neues Kapitel der Geschichte beginnt jetzt“, schreibt Kim Jonang-un. Es solle ein „neues Zeitalter des Friedens“ werden. 

In einer gemeinsamen Erklärung gaben die beiden Staatenführer nun bekannt, dass es eine "vollständige nukleare Abrüstung geben soll." 

Süd- und Nordkorea wollen den offiziell noch geltenden Kriegszustand auf der Halbinsel bis zum Ende dieses Jahres beenden.

Warum wurde als Ort der Begegnung gewählt?

Das einstmals ganz normale Dorf Panmunjom hat eine enorme Symbolkraft. Hier, an der schwer bewachten innerkoreanischen Grenze, wurde 1953 das Waffenstillstandsabkommen zur Beendigung des Korea-Krieges unterzeichnet.

Panmunjom liegt mitten in der vier Kilometer breiten demilitarisieren Zone, die als Pufferzone dient und beide Länder von Feindseligkeiten abhalten soll. Ein Friedensvertrag ist bis heute nicht geschlossen worden.

Worum geht es bei dem Treffen genau?

Um schrittweise nukleare Abrüstung Nordkoreas und eine weitere Annäherung der verfeindeten Bruderstaaten. In beiden Punkten gab es, wie bereits erwähnt, essentielle Fortschritte.

Hauptziel Nordkoreas ist laut dem deutschen Experten Hartmut Koschyk weiterhin, einen Friedensvertrag mit dem Süden zu unterzeichnen. Darüber hinaus strebe es die Anerkennung der internationalen Gemeinschaft und eine Wieder-Anbindung an die Weltwirtschaft an, sagt Koschyk im KURIER-Gespräch.

Dafür verlangen der Süden wie auch die USA die tatsächliche, vollständige nukleare Abrüstung.

Noch vor einem halben Jahr standen die Zeichen eher auf Krieg als auf Frieden. Warum hat sich das so schnell geändert?

Moons ambitionierte Politik ist laut Koschyk einer der Gründe, warum sich Nord und Süd zuletzt derart schnell annäherten. „Es gab schon seit Moons Wahl vor einem Jahr Signale an den Norden, dass man die Olympischen Winterspiele für eine Annäherung nutzen wolle.“

Was dann auch passierte: Ein gemeinsames Eishockeyteam wurde gebildet, Kims Schwester reiste nach Südkorea

Dazu kam, dass die internationale Gemeinschaft ihren Druck trotz aller Differenzen aufrechterhielt und auch China und Russland die harten Wirtschaftssanktionen gegen Nordkorea stets mittrugen.

Kim Jong-un sieht sich im nuklearen Bereich mittlerweile auf Augenhöhe mit den USA und fürchtet keinen Angriff mehr. Er habe seit der Machtübernahme 2011 stets zwei Ziele verfolgt, sagt Koschyk: "Sich unangreifbar zu machen, was er geschafft hat, und sein Land weiterzuentwickeln." Dafür brauche er  Südkorea – und ein Ende der Isolation.

US-Präsident Trump ist überzeugt, dass es seiner harten Linie und dem „maximalen Druck“ der Weltgemeinschaft zu verdanken sei, dass Kim auf seinen plötzlichen Annäherungskurs geschwenkt ist.

Gipfel zwischen Nord- und Südkorea gab es bereits 2000 und 2007, warum sollte sich gerade jetzt Entscheidendes tun?

Schon 2007 erklärten beide Seiten, für eine Denuklearisierung und Friedenslösung zusammenarbeiten zu wollen. Doch die Hoffnung auf eine dauerhafte Aussöhnung zerstob nicht lange nach dem zweiten Treffen des damaligen Präsidenten Roh Moo-hyun mit Kim Jong-us Vater Kim Jong-il. Der Atomstreit verschärfte sich in den Jahren wieder.

Die jetzigen Gespräche hätten eine„neue Qualität“, sagt Koschyk, Ex-Abgeordneter und seit 2002 Vorsitzender des Thinktanks „Deutsch-Koreanisches Forum“. Sie seien eingebettet in ein verbessertes Engagement der internationalen Gemeinschaft.

„Ein Gipfeltreffen zwischen Kim  und Chinas Präsident Xi  ist vorangegangen und es wird Ende Mai, Anfang Juni eines zwischen Kim und US-Präsident  Trump folgen.“

Wie könnte es weiter gehen?

Der heutige innerkoreanische Gipfel gilt als Vorbereitung auf das Treffen zwischen Kim und Trump, das Ende Mai oder Anfang Juni stattfinden soll. Der Austragungsort ist noch offen.

Laut Koschyk wird es "auch nordkoreanisch-japanische Spitzenbegegnungen geben und auch Russland wird sich zu Wort melden“.

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