Nikki Haley: Die Republikanerin, die Trump herausfordern will
Die Anti-Rassistin und Ex-Gouverneurin von South Carolina will 2024 als Präsidentschaftskandidatin antreten. Wie stehen ihre Chancen?
02.02.23, 15:57
aus Washington Dirk Hautkapp
Nikki Haleys Handicap ist ihr Ruf einer biegsamen Opportunistin – gerade was Donald Trump angeht, bisher Einziger auf der republikanischen Bewerber-Liste für die Präsidentschaftskandidatur 2024. Vor dessen Wahl 2016 versagte die nach eigener Beschreibung "stolze Tochter indischer Einwanderer" dem Rechtspopulisten die Gefolgschaft. Trump schoss damals rhetorisch massiv gegen Einwanderer und hofierte rechtsextreme Kreise. Wer sich nicht vom Ku-Klux-Klan distanziert, sagte Haley, könne nicht Präsident werden.
Zuvor hatte Haley mit einer politisch mutigen Aktion Bekanntheit gewonnen: Als ein weißer Rassist 2015 in einer Kirche in Charleston neun Schwarze bei einer Bibelstunde erschoss, ließ sie als Gouverneurin von South Carolina die am Kapitol des Bundesstaates wehende Konföderierten-Flagge, heute ein Symbol der Rechtsextremen, einholen. Der Attentäter hatte zuvor mit dem historisch aufgeladenen Stück Stoff auf Fotos posiert.
Nach dem Wahlerfolg der Republikaner war die Fundamental-Kritik an Trump jedoch vergessen: Haley (51) ließ sich von Trump als Quotenfrau in einem weitgehend weißen, männlichen Kabinett als Botschafterin bei den Vereinten Nationen installieren. Dort vertrat die studierte Expertin für Rechnungswesen loyal und ungefiltert die "America First"-Politik des Präsidenten.
Zwei Jahre später schaffte sie, im Gegensatz zu anderen Kabinettsmitgliedern, erstaunlich beulenfrei den Ausstieg aus der Trump-Administration. Nach dem von Trump inszenierten Staatsstreich-Versuch beim Sturm aufs Kapitol am 6. Januar 2021 fand sie zurück zu ihrer Kritik: Niemals hätten die Republikaner Trumps Lüge über die angeblich manipulierte Wahl 2020 folgen dürfen, sagte sie mehrfach und bekräftigte: "So etwas darf nie wieder passieren."
Wenig später dann wieder ein Rückzieher: Falls Trump 2024 antrete, werden sie ihn unterstützten und ihre eigenen, seit Jahren bekannten Ambitionen auf das höchste Staatsamt auf Eis legen.
Offizielle Kandidatur am 15. Februar
Auch davon nahm die einst von der Demokratin Hillary Clinton inspirierte Politikerin wieder Abstand. Eine neue Riege von Führungsfiguren müsse jetzt bei den Republikanern an die Schalthebel, sagte sie gegenüber Fox News. Und könne sich sehr gut vorstellen, "diese Führungsfigur zu sein". Am 15. Februar dürfte sie bei einer Veranstaltung in Charleston offiziell ihre Kandidatur verkünden.
Haleys Initiative kommt zu einem trügerischen, frühen Zeitpunkt; die ersten partei-internen Vorwahlen sind noch ein Jahr hin. Trumps Stern sinkt zwar beständig – selbst in der "Grand Old Party" lehnen ihn inzwischen viele offen ab. In den Umfragen liegt er dennoch unangefochten an erster Stelle.
Das Frauenpotenzial
Auf den Fersen ist ihm derzeit allein Ex-Follower Ron DeSantis, Gouverneur von Florida, der seine offizielle Bewerbung für das Weiße Haus aber noch gar nicht angekündigt hat.
Haleys Ambitionen werden derzeit nur von weniger als fünf Prozent der konservativen Wähler goutiert. Doch mit ihrer indischen Abstammung und einer ordentlichen Leistungsbilanz könnte sie vor allem für weibliche Wähler und ethnische Minderheiten attraktiv sein. In beiden Kategorien haben die Republikaner Nachholbedarf.
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