Auch FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz spielte mit diesem Sprachbild, indem er vor gut drei Jahren seine Partei als „Unkrautbekämpfungsmittel“ gegen die vermeintlich ungezügelte Zuwanderung nach Österreich empfohlen hat.
Der Gottvater der rechtspopulistischen Freiheitlichen, der frühere Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider, wurden einst nicht nur durch seinen Sager der „ordentlichen Beschäftigungspolitik“ im so genannten Dritten Reich bekannt, er verwendete auch subtilere NS-Terminologie. So formulierte er 2007 beim „Treffen der Patrioten“ in Klagenfurt in einer scharfen, kritischen Rede gegen die Europäische Union: „Am Kärntner Wesen kann auch Österreich und die EU genesen“ – eine Abwandlung des Nazi-Slogans „Am deutschen Wesen soll die Welt genesen“.
Dass Haiders Chefideologe Andreas Mölzer dereinst von „Umvolkung“ gesprochen hat, will der nunmehrige Afghanistan-Reisende vom Verhaltensforscher Irenäus Eibl-Eibesfeldt übernommen haben – und nicht von SS-Pamphleten.
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Nicht bei der „Schutzstaffel“, sondern bei der „Sturmabteilung“ hat Björn Höcke Anleihe genommen. Sein Ausruf „Alles für Deutschland“ beim Wahlkampfauftakt seiner rechtsrechten AfD in Merseburg (Sachsen-Anhalt) war eins zu eins die Losung der SA.
Doch nicht nur Politiker auf der rechten Reichshälfte gleiten (bewusst?) immer wieder in NS-Jargon ab: So bezeichnete Alfred Gruber, SP-Stadtrat in St. Pölten, im Streit um die Förderung eines Jugendvereins dessen Mitglieder als „Parasiten“ – und verteidigte nach massiver Kritik seine Wortwahl auch noch.
„Festung Europa“
Vielen unbekannt ist zudem die Tatsache, das die Verwendung des Begriffs „Festung Europa“, von der etwa auch die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) gesprochen hat, ebenfalls stark nationalsozialistisch konnotiert ist. So benutzte Hitlers Propagandachef Joseph Goebbels die Wendung immer wieder, wenn er von jenen Teilen Europas sprach, die vom NS-Regime besetzt worden waren.
„Worte wie Arsendosen“
„Worte können sein wie winzige Arsendosen“, sagte der Philologe Viktor Klemperer einmal der deutschen Welt, „sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen keine Wirkung zu tun, und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da.“ Diese Wirkung, hervorgerufen durch eine semantische Strategie, senke bei allzu vielen die Hemmschwelle vor eigenen Unrechtstaten und schlimmen Verbrechen.
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