Nach Thüringen-Debakel: Zahlreiche Parteiaustritte bei FDP

Jetzt kennt man ihn, den Kemmerich
Aber: Es gab auch Anträge auf Aufnahme. Derweil lockt Ex-Ministerpräsident Bodo Ramelow die CDU mit einem Angebot.

Nach dem Debakel um die Wahl des FDP-Politikers Thomas Kemmerich zum Ministerpräsidenten von Thüringen sind laut Medienberichten zahlreiche FDP-Mitglieder aus der Partei ausgetreten. Allein die Landesverbände in Bayern und Baden-Württemberg verbuchten in den zehn Tagen nach Kemmerichs Wahl insgesamt knapp hundert beendete Parteimitgliedschaften.

Dies ergab eine Umfrage der Augsburger Allgemeinen in mehreren Bundesländern. Kemmerich hatte sich am 5. Februar mit den Stimmen der AfD zum Ministerpräsidenten wählen lassen. Nach drei Tagen im Amt trat er zurück.

Mehr Ein- statt Austritte in Sachsen-Anhalt

Demnach gab es in Bayern rund 50 Parteiaustritte. In Hessen waren es 40 Austritte - gleichzeitig bekam der Landesverband aber auch 19 Anträge für einen Parteieintritt. Die FDP in Hamburg, wo am kommenden Wochenenden gewählt wird, hatte demnach Austrittserklärungen von 25 Mitgliedern auf dem Tisch. Im selben Zeitraum gingen auch zehn neue Mitgliedsanträge ein.

Kemmerichs eigener FDP-Landesverband Thüringen musste nach Angaben der Parteigeschäftsstelle 16 Austritte hinnehmen, denen acht Eintritte gegenüberstünden. In Mecklenburg-Vorpommern hielt sich das Mitgliederkonto nach den Ereignissen in Thüringen demnach die Waage: Zwei Austritte wurden durch zwei Aufnahmeanträge ausgeglichen.

Sachsen-Anhalt konnte demnach bei sieben Austrittsmeldungen und acht Neuaufnahmen beziehungsweise Anträgen auf Mitgliedschaft sogar ein kleines Plus verzeichnen. Sachsen hatte seit dem 5. Februar landesweit neun Austritte, es wurde ein Mitgliedsantrag gestellt. Bei der Bremer FDP habe es bei derzeit 410 Mitgliedern "genau einen Austritt aufgrund der Vorkommnisse in Thüringen" gegeben, teilte die Partei der Zeitung mit. Bundesweit zählt die FDP rund 65.000 Mitglieder.

Ramelow macht CDU ein Angebot

Derweil geht Ex-Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) auf der Suche nach einem Ausweg aus der Thüringer Regierungskrise weiter auf die CDU zu. Er sei bereit, sich mit der CDU auf Aufgaben wie den Landesetat für 2021 oder ein Investitionsprogramm für die Kommunen zu verständigen, sagte Ramelow der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt.

"Ich wünsche mir, dass wir so viel Vertrauen herstellen, dass der Zustand einer Ein-Personen-Regierung in Thüringen nicht noch ein halbes Jahr andauert", sagte Ramelow

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