Merkel besuchte Kremlkritiker Nawalny im Krankenhaus

Nawalny meldet sich aus dem Krankenhaus
Keine Informationen über Inhalte des Gesprächs, der russische Oppositionelle ist Merkel "sehr dankbar".

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den vergifteten Kremlkritiker Alexej Nawalny vergangene Woche während seiner Behandlung in der Berliner Universitätsklinik Charité am Krankenbett besucht. "Es war ein Besuch bei einem erkrankten Menschen, der bei einem Nervengiftanschlag ärztlich bei uns in Deutschland behandelt wird", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin.

Zu Inhalten des Gesprächs wollte er sich nicht äußern. Es sei eine vertrauliche Unterhaltung gewesen.

Der Besuch war durch einen Bericht des "Spiegels" bekanntgeworden, was Nawalny auf Twitter dann bestätigte. "Ich bin Kanzlerin Merkel sehr dankbar, dass sie mich im Krankenhaus besucht hat", schrieb er. Es sei kein geheimes Treffen gewesen. Merkel habe sich auch mit seiner Familie unterhalten.

Nawalny war im August während eines Inlandsflugs in Russland zusammengebrochen. Nach einem ersten Aufenthalt in einem Krankenhaus in Sibirien wurde er zur Behandlung in die Charité geflogen. Wochenlang lag er in einem künstlichen Koma. Nach Angaben von Speziallaboren wurde er mit einem international verbotenen Nervenkampfstoff der sogenannten Nowitschok-Gruppe vergiftet. Russland weist alle Vorwürfe zurück, in den Fall verwickelt zu sein.

Der 44-Jährige Nawalny ist einer der schärfsten Kritiker von Kremlchef Wladimir Putin. Der Fall belastet die Beziehungen zwischen Berlin und Moskau erheblich. Merkel hatte sich von Anfang an sehr stark engagiert. Den Befund eines Bundeswehr-Speziallabors, dass Nawalny tatsächlich vergiftet wurde, kommentierte sie mit den Worten: "Es sind bestürzende Informationen über den versuchten Giftmord an einem der führenden Oppositionellen Russlands. Er sollte zum Schweigen gebracht werden."

Nawalny wurde inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen, soll sich aber weiter in Berlin aufhalten. Ob Merkel ihn noch einmal treffen wird, wollte Seibert nicht sagen. "Da kann ich Ihnen überhaupt keinen Ausblick geben", antwortete er auf eine entsprechende Frage.

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