Trump bestätigt: IS-Chef al-Baghdadi ist tot

Abu Bakr al-Baghdadi im April 2019
Der Präsident feiert die Tötung des IS-Führers Abu Bakr al-Baghdadi und hofft auf einen Popularitätsschub.

Fünf Jahre, nachdem er in einer Moschee in Mossul den „Islamischen Staat“ (IS) ausgerufen hatte, haben US-Spezialeinsatzkräfte den Kopf der Terror-Miliz, Abu Bakr al-al-Baghdadi, im Nordwesten Syriens getötet. „Er starb wie ein Hund, er starb wie ein Feigling“, sagte Präsident Donald Trump am Sonntag, „winselnd, schreiend, weinend und fliehend.“

DNA-Tests und biometrische Überprüfungen hätten die Identität des bereits mehrfach für tot erklärten Islamisten, auf den ein Kopfgeld von umgerechnet 22,5 Millionen Euro ausgesetzt war, noch vor Ort eindeutig bestätigt, erklärte Trump.

Mehr als 140 AnschlägeAl-Baghdadi hat laut Terror-Experten mit seinen Hass-Predigten gegen den Westen über 140 Terror-Anschläge in 29 Ländern inspiriert, bei denen über 2000 Menschen zu Tode kamen. Per Video festgehaltene Erschießungen und Enthauptungen von Geiseln gehörten zu den Methoden des IS. Al-Baghdadis Tod bedeute einen symbolisch wichtigen Erfolg gegen die zuletzt militärisch stark dezimierte Terror-Gruppe und ihre propagandistische Strahlkraft, sagten US-Kommentatoren.

Trump hatte die Aktion bereits am Samstagabend auf Twitter angedeutet. „Etwas sehr Großes ist gerade passiert!“. Sonntagmorgen trat der zuletzt für seine Syrien-Kurden-Politik massiv kritisierte Präsident vors Mikrofon und verkündete mit Genugtuung die Eliminierung eines des „rücksichtslosesten Terroristen weltweit“. Für den von einem Amtsenthebungsverfahren durch die oppositionellen Demokraten bedrohten Präsidenten könnte die Ausschaltung al-Baghdadis ein Jahr vor der nächsten Wahl Auftrieb in den Umfragen und neuen Rückhalt in der republikanischen Partei geben.

Sprengstoffweste

Über Entstehung und Ablauf der Kommando-Aktion, die Erinnerungen an die von Ex-Präsident Obama verantwortete Tötung von El Kaida-Chef Osama Bin Laden wachruft (siehe rechts), gibt es keine unabhängigen Angaben – weshalb Russland Zweifel anmeldete.

Acht US-Helikopter mit Elite-Soldaten der Delta Forces, begleitet von einem Militärflugzeug, seien Samstagabend in den Luftraum über Barischa bei Idlib nahe der syrisch-türkischen Grenze eingedrungen und hätten das Versteck al-Baghdadis zwei Stunden lang unter Feuer genommen, verlautete aus US-Militärkreisen. Als Spezialkräfte das Haus betraten, in dem sich der 1971 geborene Terrorist aufhielt, soll al-Baghdadi laut Trump vor US-Militärhunden in einen Tunnel geflohen sein und dort eine Sprengstoffweste gezündet haben. Dabei habe er drei Kinder mit in den Tod gerissen. Zum Befremden von Militärs gab Trump ungewöhnlich viele Details über den Einsatz bekannt, den er nach eigenen Worten live verfolgte. „Es ging ihm darum, den IS zu demütigen“, sagte ein Analyst im Sender MSNBC, „mit Vergeltungsangriffen ist zu rechnen.“

Bereits vor Trumps Rede hatten mehrere Parteien ihren Anteil an der Kommando-Aktion beansprucht.

Internationale Hilfe

So soll der irakische Geheimdienst ein Paar aus al-Baghdadis innerem Zirkel festgenommen haben. So seien die USA an präzise Koordinaten über die wechselnden Aufenthaltsorte des Geistlichen gekommen, der sich über Jahre wie ein Phantom ausnahm und nur sporadisch über Audio- und Videobotschaften Lebenszeichen gab. Die Regierung in Bagdad teilte mit, die Informationen mit dem US-Geheimdienst CIA ausgetauscht zu haben.

Auch türkische Stellen waren offenbar im Bilde. Aus Ankara hieß es, Bagdad sei 48 Stunden vor seinem Tod in Barischa eingetroffen. Schließlich erklärte auch noch Maslum Abdi, der Befehlshaber der kurdischen Milizen, die Trump zuletzt im Konflikt mit der Türkei im Stich gelassen hatte, es habe sich um eine „erfolgreiche und historische“ Operation mit den USA gehandelt, die auf „gemeinschaftliche Geheimdienstarbeit“ zurückgehe. Trump selber bedankte sich zudem für russische Unterstützungsleistungen.

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